Uschi Dehner Loslassen – ein großes thema für eltern. Wie ist es dir damit ergangen? Es war und ist immer noch eine Herausforderung. Vielleicht hört sich das merkwürdig an; als Mutter von vier verheirateten Söhnen sollte ich im Loslassen geübt sein, und es müsste längst hinter mir liegen. Als die Kinder klein waren, fühlte es sich so gut an, sie zu behüten, ihre Wege im Blick zu haben und wenn nötig bei Problemen helfend oder unterstützend einzugreifen. Es war beruhigend zu wissen, was unsere Jungs beschäftigt. Ich konnte und wollte mir gar nicht vorstellen, sie einmal ziehen zu lassen. Zum Glück erlebte ich dann das Loslassen-Müssen als einen Wachstumsprozess, sowohl bei unseren Söhnen als auch bei uns Eltern. ihr habt früh erfahren, dass BeschützenWollen seine Grenzen hat. Ja, als bei unserem ältesten Sohn Björn, damals drei Monate alt, der Verdacht auf eine schwere, in diesem Alter möglicherweise tödlich verlaufende Krankheit bestand. Ich erinnere mich fühlbar an die Sorge und furchtbare Hilflosigkeit, die mich fast verrückt gemacht hat. Erst als ich Björn ganz bewusst in Gottes Hand abgegeben hatte, wurde ich ruhiger. Mit vier Söhnen musste ich dieses Abgeben und Loslassen immer wieder üben und lernen, denn es gab mehrfach heikle Situationen wie Unfälle und Krankheiten! Aber genau die Erinnerung an damals hilft mir heute, meine erwachsenen Söhne, Schwiegertöchter und Enkelkinder loszulassen. Welch ein Privileg, dass ich sie Gott anbefehlen kann und wissen darf: ER ist ihnen nahe! Für Missionarseltern ist das ein besonderer trost … Ja, es hilft ganz besonders, wenn sie wie Björn und seine Familie nicht in unmittelbarer Nähe wohnen und der Kontakt nicht so intensiv ist, wie ich mir das manchmal wünsche. Wenn Björn und Miri mit den Kindern nach einemAufenthalt hier in Deutschland wieder nach Frankreich fahren, ahnen wir, dass wir sie einige Zeit nicht mehr live erleben werden. Deshalb erlebe ich es heute so, dass Loslassen immer wieder neu schwer ist und immer wieder neu wehtut – eben auf einem anderen Level. Wie gut, dass man über Medien Kontakt halten, sich sogar sehen kann! Ja, das ist sehr wertvoll. Dennoch spielt sich das Leben in unterschiedlichen Lebenswelten ab. Das fällt mir besonders auf, wenn ich Geschenke für ein Päckchen kaufe und mich frage, was unseren „Franzosen“-Enkeln wohl gefallen könnte. Das bekommt man nicht „so nebenbei“ imAlltag mit wie bei den Enkelkindern, die man öfter sieht. Welcher Vorsatz leitet dichalsMamaundOma? Ich möchte meinen Söhnen zutrauen und ihnen den Raum geben, ihr Leben zu leben. Auch wenn es sie von mir oder uns als Eltern wegführt. Es heißt in der Bibel: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen“ (1. Mose 2,24), und das gilt für Töchter gleichermaßen. Dass unser guter Gott unsere Kinder mit ihren Familien im Blick hat und wir die Hoffnung haben dürfen, dass sie die Ewigkeit bei Gott mit uns verbringen – das tröstet mich ungemein. die Fragen stellte monika Weinmann, redaktion mission weltweit Uschi Dehner und ihr mann Walter leben im nordschwarzwald, haben vier erwachsene söhne und schwiegertöchter und freuen sich über sieben, bald acht enkelkinder. uschi arbeitet aktuell als sozialarbeiterin mit kindern. sie bringt sich in ihrer gemeinde ein und liebt es, in ihrer freizeit familie und freunde zu treffen, zu lesen und in der natur zu sein. Zum Thema dieser
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