4 darum gehts baNgLadesch Bei unseren Kindern und Enkeln haben wir fasziniert gesehen, wie wichtig das Loslassen ist. Beim Laufenlernen halten sie sich zunächst an der Hand der Erwachsenen fest, sie greifen an ein Geländer oder bewegen sich an einem Stuhl entlang – bis sie die ersten Schritte wagen. Es ist ein stetiges Übungsfeld für Eltern und Großeltern, die Kinder zu begleiten, sie zu ermutigen und sie loszulassen. Bei den Kleinen ist es der vertraute Schnuller, von dem man sich verabschieden muss, später das geliebte Spielzeug, dann die zu klein gewordenen Schuhe. Von beliebten Kleidungsstücken trennen sich Kinder wie Jugendliche und Erwachsene ungern. Als Teenager wünschte sich Michael, Flugzeugmechaniker zu werden und den Pilotenschein zu machen, um in einem Missionsland selbst reparieren und fliegen zu können. Diese Idee ließ er los, er wurde Werkzeugmacher. Danach gab er seinen Beruf auf und wagte den Schritt in die theologische Ausbildung und später in die Mission. Gott führte auch Regine auf die Bibelschule, und sie musste die ihr lieb gewordene Arbeit als Erzieherin im Kinderheim loslassen. Loslassen – ein thema in der Mission Häufige Orts- oder Wohnungswechsel sowie mehrere Veränderungen im Arbeits- und Verantwortungsbereich bestimmten unsere vergangenen Jahrzehnte in Bangladesch. Oft haben wir eine bestehende Arbeit aufgegriffen und weitergeführt – dann wiederum liebe Menschen, Aufgaben und Projekte hinter uns gelassen. Dabei hatte Michael eigene Vorstellungen, wie Dinge laufen oder wie mit Einheimischen umgegangen werden sollte. Es hat ihn über die Jahre viel Kraft gekostet, machtlos daneben zu stehen und wenig für Betroffene tun zu können. Das Vertrauen in die Führung der bangladeschischen Kirchenleitung und manchmal im Missionarsteam wurde hart auf die Probe gestellt. Wenn einheimische Mitarbeiter starben und Michael bei der Beerdigung am Grab stand, war er sehr traurig, aber auch wütend und betroffen, wenn er sich daran erinnerte, wie die Vorgesetzten mit ihnen umgegangen waren. Das Loslaseine herausforderung fürs ganze Leben „Loslassen – das Land des Lebens urbar machen“. dieses buch von Karin ackermann hat regine sehr bewegt. unser Leben ist vom Loslassen geprägt. Von klein auf lernen wir es. Wir sind in situationen gestellt, die uns zum Loslassen zwingen oder ermutigen. egal, ob es liebe menschen, umstände, erinnerungen oder schwierige erlebnisse betrifft – wir können sie „nur“ gott anvertrauen. fotos: elke WeissChuh Zum Missionsdienst gehört es, weiter- und vorwärtszugehen – und Menschen und Dinge zurückzulassen. Missionare sind Wegbegleiter auf Zeit.
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