9 ecuador darum gehts mission weltweit 3–4/2022 A. steht erst ganz am Anfang eines Lebens mit Jesus. Und sie macht schon erste Schritte mit Jesus „auf dem Wasser“. Die anders beglichene Rechnung Eine Frau aus unserer Gemeinde, die sich ihren Lebensunterhalt hart verdienen muss, beklagt sich über eine Familie aus der Gemeinde. Diese hätte bei ihr eine Näharbeit in Auftrag gegeben, dann aber nicht gezahlt. Beim Zuhören merke ich, wie ihr Herz durch diese Angelegenheit hart geworden ist. Gemeinsam überlegen und erinnern wir uns daran, wie viel Gutes Gott uns schon getan hat und wie reich wir bisher gesegnet worden sind. „Ja, stimmt! Gott hat auch mir oft viel unerwartet Gutes getan!“, stellt sie fest. Dann denken wir daran, wie schlecht es der besagten Familie gerade geht. Sei es nicht das Beste, die Sache zu vergessen und zu vergeben – und zu versuchen, der Familie etwas Gutes zu tun? „Vielen Dank, dass wir darüber reden konnten. Ich habe viel gelernt!“, meint die Schneiderin abschließend. Auf ihrem strahlenden Gesicht sehe ich Erleichterung und Freude, das zu tun, was Gott uns sagt. Ja, es geht, man kann „über das Wasser gehen“! Der Verzicht auf eine Revanche Als sie M. in einem Bus sehen, der gerade im Ort Halt macht, stürmen L. und ihre Tochter mit einem Stock herbei und dreschen auf den alten Mann ein. Warum das? Man sagt, M. hätte L. einen Heiratsantrag machen wollen. Wie unerhört – der Ehemann von L. starb doch erst vor wenigen Monaten! Und so legen Tochter und Mutter erbost los und schlagen zu. M. ist am nächsten Sonntag nicht im Gottesdienst, weil er noch einen blauen Fleck im Gesicht hat. Was böse Gerüchte anrichten können! Oft werden Lügen verbreitet, um Menschen zu schaden und Familien zu entzweien. Darum darf man auf keinen Fall alles glauben, was man (hier) hört! Wie geht M. mit der Angelegenheit um? Er kommt wieder in den Gottesdienst. Und im November ließ er sich auf der Familienfreizeit taufen. An dieser nahm auch L. teil. Doch das hat die Freude von M. nicht getrübt, und er legte vor allen ein mutiges und ehrliches Zeugnis seines neuen Lebens mit Jesus ab. Ja, man kann mit Jesus „auf dem Wasser“ fröhlich weitergehen! Die Einladung für Störenfriede Für kommendenMittwochwollenwir eine Nachbarsfamilie einladen. Sie wohnen neben der Kirche und haben einen schlechten Ruf. Von allen Familien im Ort werden sie am meisten gemieden, und man schaut auf sie herab. Auch uns haben sie in den vergangenen Jahren so manches Mal herausgefordert durch laute Musik und Steinwürfe aufs Wellblechdach der Kirche. Kathi wird mit zwei Frauen der Gemeinde für die eingeladene Großfamilie mit über 20 Personen kochen. Wir wollen ihnen Gutes tun, Jesu Liebe zeigen und das „Eis zum Schmelzen bringen“. Erstaunlicherweise kommt einer der erwachsenen Söhne ausgerechnet in dieser Woche zum ersten Mal in einen Hauskreis. Er hört aufmerksam bis zum Ende zu. Auch wir wollen lernen, mit Jesus, „auf dem Wasser zu gehen“ und das Unmögliche von IHM erwarten. Die erschossene Kuh Nach dem Gottesdienst kommt Frau F. auf mich zu: „Was sollen wir tun? Der Nachbar hat eine unserer drei Kühe erschossen! Und das nur, weil sie oben in den Bergen auf seinem Feld war. Das nutzt er aber gar nicht!“ Ich bin fassungslos über diesen rücksichtslosen und sinnlosen Gewaltakt, zumal der Mann auch schon mal ein Pferd erschossen hat. Für mich steht fest: Hier muss Gerechtigkeit geübt werden! Also rate ich Frau F.: „Zeige ihn an – aber nicht nur wegen der Kuh, sondern auch wegen illegalen Waffenbesitzes!“ Nach einiger Zeit erfahre ich, dass sie keine Anzeige erstattet hat. „Warum nicht?“, beklagt sich mein Gerechtigkeitsgefühl. Aber dann erinnere ich mich daran, dass man hier in Ecuador viele Dinge erträgt, um größere Auseinandersetzungen zu umgehen. Und in diesem speziellen Fall wusste die Frau aus Erfahrung, dass trotz Anzeige nichts unternommen worden wäre. So wird oft Böses ertragen, um Schlimmeres zu verhindern. Böses mit Gutem überwinden Diese Beispiele aus unserem Alltag zeigen den täglichen Kampf mit dem Bösen, das uns überwindenwill. Ja, viel schwerer, als auf demWasser zu gehen, ist es, das Böse mit Gutem zu überwinden (Römer 12,21), meinten die Hauskreisteilnehmer. In der Kraft des Heiligen Geistes ist es jedoch gangbar und lebbar. „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Römer 5,5b) Rainer Kröger l A. ist noch nicht lange Christin. Sie entschädigt lieber ihren Bruder, um sich nicht zu streiten. Jung und Alt zusammen bei der Freizeit in Lita
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