MISSION weltweit – Ausgaben 2022

12 darum gehts deutschland Zu unserem Hauskreis hier in Deutschland gehören auch Menschen aus anderen Kulturkreisen. Das Gespräch kommt immer wieder auf das Thema, denn Auseinandersetzungen mit dem Bösen gehören auch in der Heimat dieser Teilnehmer zum Alltag. Wie stark Menschen das Böse fürchten, wurde mir zumerstenMal bewusst, als ich „Geisterblut“ sah, einen Film der Liebenzeller Mission aus den 1970er-Jahren. Worum geht es? In Mikronesien wurden Kanus aus einem bestimmten Baum hergestellt. Blutete das Holz rot beim Schlagen, stellte man die Arbeit sofort ein und brachte den Geistern „versöhnende“ Opfer. Denn der Baum galt als deren Wohnort. Auch Menschen, die sich für die christliche Botschaft geöffnet hatten, ließen sich nicht auf einen Machtkampf mit den Geistern ein. Bis ein Christ entschied: Ich will mich ganz auf Gott verlassen. Er bearbeitete den rot blutenden Stamm und baute daraus ein Kanu. Niemand wollte mit ihm in diesem Boot zum Fischen fahren. Schließlich segelte er allein los – und geriet in einen Sturm. Den Dorfleuten war das ein Beweis dafür, dass er die Geister beleidigt und den Tod verdient hatte. Aber der mutige Mann kehrte gesund aus dem Sturm zurück, und diese Erfahrung wurde zum Durchbruch für die Botschaft von Jesus. Einer tat den entscheidenden Schritt – und es wurde klar, wer die Macht hat: der lebendige Gott und nicht die Geister. in Europa machen sich viele darüber lustig Zumindest bin ich mit diesem Eindruck aufgewachsen: Das Böse ist für die meisten keine Realität, höchstens etwas, mit dem man ängstliche Menschen erschrecken kann. Ein Beispiel: Mein Heimatort Nieder-Ramstadt liegt unweit der berühmten Burg Frankenstein, die Mary Shelley, Autorin des Romans „Frankensteins Monster“, inspiriert haben soll. Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte ein Reporterteam die Ruine auf, und der AFN-Moderator berichtete1: „1952 schickte mich die Armee in die Arena des Kalten Krieges nach Westdeutschland und ließ mich … ein umfangreiches Radionetzwerk zur ‚Unterhaltung und Ausbildung‘ der US-Truppen in Europa in die Schreibmaschine hämmern. ... Ich arbeitete an militärischen Seifenopern und dachte mir Programme aus wie eine HalloweenSendung vom historischen Schloss Frankenstein, der Heimat des berühmten Monsters. Wir nahmen drei Radio-Sprecher mit auf den gefährlichen Weg zu der düsteren alten Burg auf einem bewaldeten Berg über dem Rhein, gaben ihnen spezielle tragbare Mikrofone in die Hand, sagten ihnen, dass das Monster alle hundert Jahre zurückkehren würde, um seine Jägerin zu suchen – und dass dies die Nacht sei, und ließen sie dann in der Dunkelheit los. Sie fürchzwischen Furcht und verharmlosung unsere erfahrungen mit bösen mächten sind sehr unterschiedlich. in papua-neuguinea, wo wir lange arbeiteten, scheinen sie geradezu greifbar. dort sind sich die menschen bewusst: Finstere mächte sind eine realität. Unterwegs zur Burg Frankenstein fotos: renÉ BreDoW

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