15 mission weltweit 3–4/2022 mikronesien darum gehts relle Werte, die auch von der Bibel unterstützt werden. Ihre Überbetonung führt jedoch zu einem falsch verstandenen Gehorsam, bei dem eine Respektsperson ihre Macht missbrauchen und andere erniedrigen und misshandeln kann. Aus Scham wird ein solches Verhalten nicht an die Öffentlichkeit gebracht, denn das würde Schande über die ganze Familie bringen. Die Angst, von der Gruppe ausgestoßen zu werden, weil man gepetzt oder die einflussreiche Person verunglimpft hat, ist sehr groß. Wie kann Böses bekämpft und überwunden werden? In einer kollektiven Gesellschaft, in der die Gruppe wesentlich mehr zählt als der Einzelne, ist es nicht einfach, geschützte Räume zu schaffen, wo Betroffene sich melden können und Hilfe erfahren. Eine Dozentin, die an der Theologischen Universität Mikronesien (PIU) das Fach Seelsorge unterrichtete, hält weiterhin einen guten Kontakt zum College und bietet unseren Studentinnen und Studenten seelsorgerliche Gespräche an. Für manche ist es die erste Gelegenheit, erlittenes Unrecht beim Namen zu nennen. Die Gemeinden sind gefragt, wie sie denen, die Böses erlitten haben, Schutz bieten und Leben ermöglichen können. Dazu gehört auch l die Bitte um Unterscheidungsvermögen, l dass wir geschärfte Sinne bekommen, l dass wir lernen, mit den Augen Gottes zu sehen und unsere Wirklichkeit aus seiner Perspektive beurteilen. Dabei geht es nicht nur darum, Böses zu erkennen, sondern das Böse mit Gutem zu überwinden (Römer 12,21). Das Gute ist nicht identisch mit dem, was ich als gut empfinde, sondern in diesem Zusammenhang schlicht der Wille Gottes. Wer Gottes Willen tut, seinem Wort gehorcht, der überwindet das Böse. Die Beziehungen zueinander sollen von echter Liebe gekennzeichnet sein, wo einer dem anderen in Ehrerbietung zuvorkommt. Selbst wenn wir in unserem Tun „dem Frieden mit allen Menschen nachjagen“, kann es sein, dass böswillige Menschen Streit suchen. „Ist‘s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden“ (Römer 12,18). Gott ist der oberste Richter, wir sollen es ihm überlassen, zu seiner Zeit Recht zu sprechen. Dennoch gilt schon heute, dass Jesus den Bösen besiegt und die Macht des Bösen gebrochen hat. „Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hatte er gleichermaßen daran Anteil, auf dass er durch den Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel, und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten“ (Hebräer 2,14f). Im Vertrauen darauf, dass Gott eines Tages das Böse endgültig richten wird, können wir heute schon Zeichen setzen, indem wir gerne Gottes Willen tun und damit das Böse überwinden. Hartmut und Urte Scherer l PIU-Studentinnen bei der Essensausgabe Liedvortrag von PIU-Studierenden Blick auf die Metropole Agana auf Guam Alte Traditionen werden weiterhin gepflegt.
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