MISSION weltweit – Ausgaben 2022

7 sambia darum gehts missiON weltweit 1–2/2022 fotos: katJa BaChmann Die Ursachen der häufigen Veränderungen Die meisten haben triftige Gründe, kündigen es rechtzeitig an und gehen nicht aus Frust oder Ärger. Manche ziehen beruflich woanders hin, kommen in Rente oder reisen der Kinder und ihrer Ausbildung zuliebe in das alte Heimatland zurück. Schülerinnen und Schüler müssen mit ihren Eltern umziehen und die Schule wechseln. Manchmal ändert sich ihr Wohnort auch durch einen persönlichen Schicksalsschlag. Vor allem dann, wenn Beziehungen gewachsen sind, fällt mir das Loslassen am schwersten. Ich denke an ein Kollegenehepaar, mit denen wir eng zusammengearbeitet haben. Sie waren für uns wirklich wichtig. Wir hatten den gleichen Herzschlag für die Kinder und Jugendlichen, eine Liebe zu den Sambiern, ein offenes Haus. Sie luden uns zum Essen ein, wir redeten in der Schulpause miteinander, und von ihnen kam ein echtes Interesse, wie es uns als neuen Mitmissionaren geht. Als genau dieses Ehepaar ankündigte, dass sie weiterziehen, war ihre Entscheidung hart zu verkraften. Sie waren uns Missionsneulingen zu echten Freunden geworden, wir konnten viel über das Thema Kultur von ihnen erfahren, gemeinsam lachen und weinen – und nun mussten wir sie loslassen. Wenn man beziehungsmüde wird … Ich erlebe manchmal eine Art „Beziehungsmüdigkeit“ an der Schule. Viele Missionare haben schon so viele Menschen kommen und gehen sehen, dass es irgendwann zu anstrengend wurde, sich innerlich immer wieder auf neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzulassen – vor allem, wenn sie nicht lange bleiben werden. Das Abschiednehmen tut weh, und es ist fast eine Art Selbstschutz, nicht jedes Mal sein Herz zu öffnen, in Freundschaft zu investieren und offen zu sein für die „Neuen“. Und tatsächlich, dadurch erspart man sich einiges an Abschiedsschmerz. … wird man etwas verpassen Aber gleichzeitig verpasst man auch viel: Menschen, mit denen ich ein Stück weit Alltag teilen und entdecken darf, dass es gleiche Leidenschaften, wertvolle Ideen und tiefe Gespräche gibt. Der vermeintliche Selbstschutz macht eigentlich nur einsam. Darum möchte ich, auch wenn es Kraft kostet, immer wieder die Wohnungstür und mein Herz öffnen für das, was genau diese Person zu geben hat. Ich möchte bereit sein, mich einzulassen und mein Gegenüber kennenzulernen. Letztendlich brauchen wir – egal ob in Sambia oder am Heimatort – immer solche Herzensbeziehungen. Herzensoffen leben Wenn es dann wirklich schmerzhaft ist, weil jemand geht, weiß ich doch auch: Ich habe etwas richtig gemacht. Ich habe mich innerlich eingelassen, echte Beziehung ist gewachsen. Und ganz ehrlich: Selbst wenn es immer wieder aufs Neue weh tut, will ich mit genau dieser Herzensoffenheit leben. Ich möchte weiter bunte Gartenfeste mit neuen Kollegen feiern. Volontäre, die auch nur für drei Monate kommen, zu einemAusflug einladen. Einen offenen Tisch und ein offenes Herz haben für die, die es, gerade wenn sie neu sind, am meisten brauchen. Darum mache ich auch dir Mut, offene Augen und offene Herzen zu haben: Wer um dich herum braucht gerade dein Zuhören oder Nachfragen, deine Einladung zum Kaffeetrinken, deine selbst gemachte Erdbeermarmelade oder deine Frage: „Hast du Lust auf einen Spaziergang?“ Vielleicht besonders jemand, der vor Kurzem (auch) etwas loslassen musste: seinen Beruf, die erwachsen gewordenen Kinder, den Ehepartner oder auch ein vertraut gewordenes Haustier. Vielleicht will Jesus genau dich dazu gebrauchen, dass sich jemand, der viel loslassen musste, wieder in seiner neuen Situation zu Hause fühlt. Katja Bachmann l Matthias und Katja Bachmann leben seit august 2017 an der „amano Christian school“ in sambia. ihre aufgaben sind sehr vielseitig: schulleitung, unterricht, Betreuung, seelsorge, Jüngerschaft sowie die arbeit unter kindern und Jugendlichen. katja hat an der evangelistenschule Johanneum in Wuppertal studiert und war Jugendreferentin. matthias arbeitete nach dem studium von geschichte und anglistik als gymnasiallehrer. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/bachmann Die Amano-Schule liegt in der bevölkerungsreichen Kupfergürtel-Provinz sambias. der schulbetrieb startete 2004. mittlerweile besuchen 140 mädchen und Jungen den unterricht in der grund-, sekundar- oder Oberstufe. Finanziell besser gestellte eltern zahlen die regulären schulgebühren, die Liebenzeller mission finanziert über Patenschaften Plätze für halb- und Vollwaisen. auch Kinder von in- und ausländischen missionaren oder benachteiligte sambische Kinder erhalten eine umfassende schulbildung. der unterricht erfolgt in englisch und der abschluss ist cambridge-zertifiziert. den schülerinnen und schülern (gut ein drittel lebt im internat der schule) werden christliche Werte vermittelt, und sie werden ermutigt, mit Jesus zu leben und verantwortungsbewusste mitglieder ihrer gesellschaft zu werden. ein permanentes gebetsanliegen sind weitere mitarbeiterinnen und mitarbeiter (hauseltern, Lehrer etc.). Der Tisch ist ein guter Ort, um Augen und Herzen für Menschen zu öffnen.

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