4 darum gehts samBia Fotos: debora Wagner Der Morgen war etwas stressig: Das Baby wird gestillt, das Schulvesper vorbereitet. Die beiden „Großen“ müssen frühstücken, sich anziehen, Zähne putzen. Dann geht die Fahrt los in Richtung Internationale Schule. Unser fünfjähriger Sohn ist noch nicht lange in der Schule und hat Panik vor dem langen Vormittag. Englisch geht ihm noch nicht so leicht über die Lippen. Im Auto bete ich für ihn und spreche ihm Mut zu. Sein Jahresvers steht in Josua 1,9: „Sei stark und mutig! Lass dir keine Angst einjagen, lass dich nicht einschüchtern, denn Jahwe, dein Gott steht bei dir, wo du auch bist.“ Fast jeden Tag erinnere ich ihn daran, dass Gott ihn mutig und stark machen kann. Wie jeden Morgen fahren wir durch Mushili und einen weiteren armen Stadtteil von Ndola, bis wir zur Schule kommen. Unterwegs gehts vorbei an Kindern, die uns barfuß und in zerrissenen Hosen fröhlich winkend entgegenrennen; vorbei an Müttern, die mit ihrem Kleinkind auf dem Rücken auf dem Weg zum Markt sind; vorbei an Häusern, die kaum vor dem letzten Regenguss schützen konnten – das Wasser steht bis an die Türschwelle oder fließt ins Haus. Ich muss unzähligen Schlaglöchern ausweichen und versuche zugleich, Pfützen zu umfahren, um Passanten nicht nass zu spritzen. „Freude, Freude, Freude ...“ geht das Lied weiter. Freude? Die habe ich heute Morgen noch nicht so wirklich verspürt. Eher Stress und die Sorge, wie der Vormittag für meine Kinder verlaufen wird. Außerdem muss Benjamin das eine oder andere Problem im Projekt bewältigen. Freude überwiegt momentan nicht. Auf der Suche nach der Freude Wenn ich mich über meine aktuelle Situation nicht wirklich freuen kann, stehe ich in der Gefahr, dass ich mir etwas vorstelle, was vermeintliche Freude auslösen könnte: Ein Urlaub am Meer wäre jetzt toll! Nur schade, es liegt sehr weit entfernt von Sambia. Ein Frühstück mit meiner besten Freundin wäre jetzt schön! Sie lebt in Deutschland. Mit den Kindern zu einem Spielplatz gehen, darauf hätten wir jetzt Lust! Es gibt hier keinen. Das nächste Schlagloch, das ich vor lauter Tagträumerei übersehen habe, holt mich in die Realität zurück: Wir sind in Sambia, und die meisten Menschen, die mir am Straßenrand entgegenkommen, haben es bei Weitem nicht so gut wie wir – zumindest menschlich betrachtet. Oft spreche ich mit unseren Kindern darüber, wie gut es uns geht. Dennoch vergesse ich es hin und wieder selbst und schweife ab ins Jammern über das, was eben hier nicht möglich ist. Neulich hat Levi, unser ältester Sohn, meinem Mann und mir jeweils ein Haus gemalt. Er hat es ausgeschnitten und auf unsere Kopfkissen gelegt mit dem Kommentar: „Damit ihr immer daran denkt, was für ein schönes Haus wir haben!“ Ich konnte förmlich seine Freude sehen und seinen Stolz über sein eigenes Zimmer. Pure Freude und kindlicher Glaube Wie oft vergessen wir Erwachsenen den Segen, den wir empfangen. Die Sambier erinnern mich oft an die Freude, die wir auch ohne materiellen Benjamin und Debora wagner leben seit oktober 2016 in sambia und haben drei kinder. seit sommer 2017 ist benjamin projektverantwortlicher von „hilfe zum leben“ in mushili. debora hält kinderstunden, arbeitet in einer Frauenstunde mit und unterrichtet ab herbst wieder benachteiligte kinder in einem Waisenhaus. benjamin hat nach einer ausbildung und tätigkeit als bankkaufmann theologie in bad liebenzell studiert. debora ist rechtsanwaltsfachangestellte. beide haben ihre berufung in den missionsdienst bei auslandseinsätzen in afrika erlebt. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/wagner freude? hab’ ich heute noch nicht gespürt! „du gibst mir freude, freude, freude in mein leben ...“, tönt es aus den lautsprechern des autos auf dem Weg zur schule. das lied findet sich auf einer kinderlieder-cd*, die unsere kids lieben. innerlich bin ich nicht voller freude, und ich versuche, mir das nicht anmerken zu lassen. * Feiert Jesus! kids 3 Wiedersehensfreude nach dem Heimataufenthalt
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