8 darum gehts deutschLaNd foto: toBias karnstÄDt Leicht fiel mir das nicht, war ich doch sehr verwurzelt. Aber mit diesem größeren Ziel tief im Herzen staunte ich, wie Gott half, loszulassen und auf Neues zuzugehen. Wie Zahnräder fügten sich Wege zusammen, das nahm mir innere Zweifel. Jakob war schon Monate vor mir ausgereist, und an einem kalten, schneereichen Dezembertag nahm ich meine Familie in die Arme und ließ meine vertraute Heimat los. Kürzlich las ich: „Nur was ich mir aneigne, was mir vertraut wird, kann ich loslassen.“ Davon waren die nächsten Jahre geprägt. Es half mir sehr zu wissen, dass Jakob auf der anderen Seite der Erde auf mich wartete. Er hatte eine überaus große Liebe zu Menschen. Das machte es leichter, sich ihnen, ihrer Sprache und Kultur zuzuwenden. Das war unser gemeinsames großes Ziel. In der Anfangszeit kommunizierte man oft nonverbal, aber auch damit konnte man viel sagen. Gott schenkte uns in PNG neue Freunde, neue Glaubensgeschwister und vor allem eigene Kinder. Unsere Aufgaben waren an ganz unterschiedlichen Orten. Dadurch waren die Einsätze geprägt von tiefen Beziehungen und immer wieder vom Loslassen und Weitergehen. Nicht zuletzt mussten wir uns immer wieder von unseren Kindern verabschieden, die viele Jahre Internatsschulen besuchten. Extreme Abschiede hatten wir nach mehreren Katastrophen, zuletzt in Rabaul. Jakob baute mit Helfern ein Gemeindezentrum. Es war gerade fertig, der Garten schön angelegt, als ein Vulkan ausbrach und alles verschüttete. Die Menschen konnten sich rechtzeitig retten, aber viele Gemeindeglieder haben wir nie mehr gesehen, und es gab keine Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu kommen. „Alles vergehet, Gott aber stehet“, dieser Liedvers tröstete mich. Nach zwei Jahren wartete eine neue Arbeit in Nordostdeutschland auf uns. Wieder tauchten wir in eine uns neue Kultur ein. Vor allem die Einstellung zum christlichen Glauben war sehr gegensätzlich zu dem, was wir in PNG erlebt hatten. Wir waren gekommen, weil jeder das Recht hat, das Evangeliumwenigstens einmal zu hören. Doch es war sehr angefochten. Nach wenigen Jahren starb Jakob. Es war schwer zu ertragen. Jakob war wie eine standfeste Eiche für mich gewesen. Zum Glück hatte ich ein Team. Aber an freien Tagen fühlte ich mich sehr einsam. Gott sorgt Damals brachten mich körperliche Schwachheit und Zweifel an Grenzen. „Wenn ich hier bleiben soll, dann musst du dich um mich kümmern“, betete ich. Ich dachte nicht, dass Gott ziemlich schnell antwortet und Herbert nach Neubrandenburg schickt. Dass man mit 75 Jahren noch so flexibel ist und seine Heimat verlässt, darüber wundere ich mich noch heute. Sehr, sehr vieles ist uns in unserer neuen Heimat Mecklenburg ans Herz gewachsen, und es wird ein Prozess des Abschiednehmens sein. Ich tröste mich mit den Möglichkeiten der digitalen Medien und freue mich, wenn wir hin und wieder Besuch von unseren lieben Freunden von dort bekommen. Gott ist mit ihnen und uns. Gemeinsam möchten wir uns auf die richtige Heimat freuen, wo alles Umherziehen und alles Abschiednehmen ein Ende findet. Es sind herrliche Aussichten! Elisabeth Walter-Fischer l als Jakob mich 1978 fragte, ob ich seine Frau werden und mit ihm nach Papua-Neuguinea ausreisen möchte, wusste er nicht, dass gott mich schon als teenager in dieses Land berufen hatte. es war kein zwang, kein druck da – aber das Wissen, dass ich nicht in meinem kleinen schwarzwalddorf bleiben werde, sondern andere Wege vor mir liegen. Herbert und Elisabeth mit „Chelli“, einer jungen Christin aus Neubrandenburg auf neuen Wegen gott erleben elisabeth Walter-Fischer arbeitete von 2003 bis sommer 2021 in neubrandenburg/mecklenburg und gründete mit dem team der „oase im reitbahnviertel“ eine gemeinde. sie war in erster ehe mit missionar Jakob Walter verheiratet und lebte mit ihm und ihren drei kindern von 1979 bis 2000 in papuaneuguinea (png). Jakob starb 2008 nach schwerer krankheit. elisabeth blieb in neubrandenburg und lernte hier den ebenfalls verwitweten ehrenamtlichen mitarbeiter herbert fischer kennen. Die beiden heirateten 2015 und verbringen nun ihren ruhestand im raum heilbronn.
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