12 darum gehts malaWi Kennst du das? Unser Gedankenkarussell nimmt schnell Fahrt auf. Wir fühlen uns schuldig, wollen mit dem Versagen fertig werden und die Strafe begleichen. Man versucht es zumindest. Jeder hat da seine Verhaltensmuster. Jayson Georges erklärt in seinem Buch „Mit anderen Augen“1, welche kulturellen Muster es gibt, um Sünde zu erklären oder/und mit ihr umzugehen. Er sieht die europäische Kultur im Bereich der Schuld- und Vergebungskultur. Das bedeutet unter anderem, dass wir, sobald wir schuldig geworden sind, Wege suchen, um Vergebung zu erlangen. Wenn wir wissen, was die Norm oder das gültige Gesetz ist, wird dieses ohne „Fremdüberwachung“ genauestens einhalten. Theoretisch kennen wir uns mit den Gesetzen und Verhaltensregeln in unserem Land gut aus. Aber hin und wieder übertreten wir sie doch. Das schlechte Gewissen – wenn es nicht abgestumpft ist – überführt uns und vermittelt, was richtig und was falsch ist. Und doch bewegen wir uns manchmal im Graubereich. In unserer Beziehung mit unserem himmlischen Vater ist es leider ähnlich. Wir kennen sein Wort. Wir wissen, wie wir uns unseren Mitmenschen gegenüber, in der Gemeinde und in der Familie verhalten sollten. Aber wie oft handeln wir doch anders! Früher sangen wir in der Kinderstunde das aus dem Englischen stammende Lied: „Pass auf, kleines Auge, was du siehst. … Denn der Vater im Himmel schaut herab auf dich, drum pass auf, kleines Auge, was du siehst. Pass auf, kleine Hand, was du tust ...“ Es hat unser Gottesbild, die Beziehung zu Gott und unser Gewissen nachhaltig geprägt: Gottes Augen sind immer in Alarmbereitschaft. Da lässt sich doch was machen … In Malawi sieht man das ganz anders. Vor Kurzem wurde ich geblitzt. Ertappt. Den netten Polizisten mit der Radarpistole hatte ich zu spät gesehen. Er hielt mich an und erklärte mir meine Grenzüberschreitung. Es war ihm fast unangenehm, einem Missionar (erkennbar an der Aufschrift auf dem Wagen) einen Strafzettel auszustellen. „Wir erledigen nur unsere Arbeit.“ Doch ich wusste ja, dass ich schuldig war und sagte ihm, dass ich einen großen Fehler begangen hätte. Es sei völlig okay, dass er ein Bußgeld verhängen würde. Dieses Eingeständnis war wichtig, denn der Polizist hierzulande hat die Macht, so zu handeln, wie er das für richtig empfindet. So ist das nun mal in einer Macht- und Angstkultur, in der der Mächtige seine Macht verwalten und ausspielen Joachim und Mirjam Berger leben seit 2009 in malawi und haben drei töchter. neben der teamleitung gehören seit sommer 2019 die Begleitung der diversen lm-Projekte, dienste in der Partnerkirche und Unterrichtseinheiten am ChisomoZentrum zu joachims aufgaben. Zuvor waren er und mirjam für die theologische und handwerkliche ausbildung malawischer Pastoren in Chisomo verantwortlich. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/berger Erwischt! „mist! zu schnell gefahren! diese blöden blitzer! Was das jetzt wohl wieder kostet?“ Wissbegierige Studenten an der Bibelschule Chisomo Foto: joaCHim BerGer 1 siehe Buchtipp auf seite 26
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