14 darum gehts deutsChland Für mich war es ein spannender Start, und ich blicke mit gemischten Gefühlen auf meinen zweijährigen berufsbegleitenden Einstieg zurück. Gemischt, weil ich mich einerseits sehr stark unter Druck gefühlt habe, nichts zu verbocken – und ich andererseits den Eindruck nicht los wurde, es doch immer wieder zu tun. So hab ich es verbockt Wieder einmal wichtige Informationen nicht weitergegeben. Den falschen Ton getroffen. Zu direkt kommuniziert. Die Jugendlichen nicht ernst genug genommen. Zu viel Kontrolle ausgeübt. Bei der Entscheidungsfindung nur an mich gedacht. Nicht nachgefragt, sondern von Annahmen ausgegangen. Keine Zeit für das Wichtige gehabt: meinen Nächsten lieben. „Ich habs verbockt!“ Eigentlich kein Problem? Sehr wohl ein Problem! Nicht weil das Verbocken an sich ein Problem wäre, sondern weil das „richtige Verbocken“ wichtig ist. Wie sieht das aus? Beginnen wir damit, wie es nicht aussieht: Angst vor dem Scheitern haben. Selbsthass und -isolation nach dem Versagen. Schuldab- und Schuldzuweisungen, weil man sich das Scheitern nicht eingestehen möchte. Vermeidung von Personen, die man damit in Verbindung bringt. Innere Last und ein Getriebensein empfinden, es wieder gutzumachen. Das alles macht mich allzu oft aus und spielt sich in meinem Innern ab. Ich bin mittlerweile ein Profi, all das auszublenden oder zu überspielen. Scheitern ist kein Problem Meine ersten beiden Jahre im hauptamtlichen Dienst waren regelmäßig mit Scheitern verbunden. In einer Großstadt wie Berlin, in einer neuen Verantwortung als Jugendpastor, mit neu gestarteten Projekten, die meine Kompetenzen nicht selten überstiegen. Doch in all dem bin ich am Lernen. Ich übe ein, es „richtig“ zu verbocken. Was ich schon gelernt habe: Dazu muss ich vor allem wissen, wer ich bin: Ich bin Jan, und mein Name bedeutet: „Gott ist gnädig“. Das ist er nicht nur zu den Jans auf dieser Welt, sondern zu allen Menschen, die ihm angehören. Als mir Gott an meinem Stillen Tag dieses Jahr deutlicher gemacht hat, was seine Gnade bedeutet, hat sich vieles verändert. Denn wenn das stimmt, dass mir Gott in Jesus gnädig ist, dann heißt das, dass das Scheitern kein Problem in meiner Lebensgleichung darstellt. Im Gegenteil: Ich kann versagen – und Gott akzeptiert und liebt mich immer noch in Jesus. Ich kann scheitern – und das ändert nichts an meiner Stellung vor Gott, meiner Beziehung mit ihm und meiner sicheren Zukunft, die ich in Christus habe. Ich weiß, wer ich bin. Ich bin in Christus. Und in ihm ist Gott mir gnädig. Auf diesem Fundament lässt es sich sicher gehen. Mit diesem Fundament will ich es, wenn schon, dann „richtig“ verbocken. Jan Schäfer l Jan Schäfer ist seit Herbst 2021 für zwei jahre bei der „jungen kirche Berlin“ im einsatz. er leitet den Bereich jugendarbeit, entwickelt diesen weiter und begleitet ehrenamtliche. nach dem abitur war jan selbstständiger Fitnesstrainer, dann studierte er an der interkulturellen theologischen akademie in Bad liebenzell. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/schaefer ich bin jan, und mein name bedeutet: „Gott ist gnädig“. das ist er nicht nur zu den jans auf dieser Welt, sondern zu allen menschen, die ihm angehören. Wenn schon, dann richtig! neuer arbeitsplatz, neue position, neues projekt – und ein ziel: bloß nicht verbocken! gerade in der besonderen anfangszeit ist es wichtiger denn je, keine Fehler zu machen. Wie würde ich sonst vor den leuten dastehen? oder was würde ich selbst von mir denken, wenn ich gleich am anfang scheitere? könnte ich mir das verzeihen? Foto: dirk Farr
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