MISSION weltweit – Ausgaben 2023

15 eCuador darum gehts mission weltweit 7–8/2023 Marcel und Faith Frieß leben mit ihren töchtern seit januar 2020 in ecuador. sie arbeiten unter jungen menschen und Familien in atuntaqui und begleiten den aufbau des gemeindeeigenen kindergartens. kennengelernt haben sie sich beim missionseinsatz auf einem schiff von om. anschließend studierten sie an der ita (interkulturellen theologischen akademie) in Bad liebenzell und sammelten erste Berufserfahrungen in der süddeutschen Gemeinschaft in schönaich. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/friess Fotos: marCel Friess Trotzdem fällt es uns so schwer, Fehler einzugestehen. Auch bei uns in Südamerika ist das nicht anders. Hinzu kommt, dass Ecuador eine Schamkultur hat, in der man unbedingt sein Gesicht wahren will. Man hat seine Strategien, um Fehler nicht zugeben zu müssen: Ausreden werden gesucht, andere werden beschuldigt. Um Schande von sich abzuwenden, wird auch mal eine Lüge gebraucht, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und sein Gesicht nicht zu verlieren. … und auch beim Missionar Ich muss nicht lange überlegen, um Situationen in meinem Leben zu finden, in denen auch ich es verbockt habe und das anderen in die Schuhe schieben wollte. Sei es die ungeduldige Antwort in der Ehe oder der harsche Umgang mit den Kindern: Ich rechtfertige es vor mir selbst durch das, was der Situation vorausging. Ich suche die Schuld überall, nur nicht bei mir. Auch im Missionsdienst gibt es Beispiele. Ich kann mich noch gut an eine Kinderferienwoche im vergangenen Jahr erinnern. Wir hatten ein evangelistisches Programm geplant und kamen am vereinbarten Tag mit unserem Team an. Doch niemand erwartete uns. Als Verantwortlicher stand ich vor der Einsatzgruppe ziemlich blöd da. Also versuchte ich erst einmal, den Fehler bei anderen zu suchen. Bis ich mir letzten Endes eingestehen musste, dass ich einfach schlecht und unklar kommuniziert hatte. Wenn Versagen nicht zu korrigieren ist Aber was, wenn es keinen gibt, dem ich mein Versagen in die Schuhe schieben kann? Oder wenn eine Sache nicht mehr rückgängig zu machen ist? Im vergangenen Oktober erlebte ich eine solche Situation. Mein Versagen begleitete mich wochenlang. Die 19-jährige Lucy geht bei uns in den Jugendkreis. Ihre Mutter kämpfte schon einige Jahre mit Krebs. Als ich Lucys Mutter im August 2022 sah, war ich schockiert, wie ihr Körper vom Krebs gezeichnet war. Abgemagert und kraftlos stand sie auf einen Stock gestützt neben mir. Wir unterhielten uns kurz, und ich fragte sie, ob ich sie in den kommenden Wochen mal besuchen könnte. Freudig willigte sie ein. Ein Monat verging, aber noch immer war es zu keinem Besuch gekommen. Als ich dann von ihrem Sterben hörte, war ich geschockt: Ich hatte mein Versprechen nicht eingelöst, den Besuch nicht zu einer Priorität gemacht und es versäumt, ihr noch einmal das Evangelium weiterzugeben! Das Schuldgefühl ließ mich lange nicht los und machte mir zu schaffen. Denn die Situation war endgültig, und ich konnte es nicht wiedergutmachen. In diesen Momenten meines Versagens und wenn ich mir meine Schuld eingestehe, lerne ich immer wieder aufs Neue, mir an Gottes Gnade genügen zu lassen. Denn Fehler machen ist menschlich. Dass Jesus mir die Schuld vergibt, ist göttlich. Marcel Frieß l voll menschlich … es liegt in der menschlichen natur, dass man Fehler macht. Wer hat im leben noch nie etwas verbockt? nicht umsonst gibt es das bekannte sprichwort: „Jeder macht doch mal Fehler.“ Beerdigung von Lucys Mutter Bei einer Kinderferienwoche Gott, du weißt, wie viele Fehler ich mache, denn meine sünden sind dir nicht verborgen. Psalm 69,6

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=