MISSION weltweit – Ausgaben 2023

9 mIssIoN weltweit 9–10/2023 deutschlaNd darum gehts foto: bettina hecKh Im Grunde darf uns das nicht überraschen. Schließlich passieren weltweit tagtäglich furchtbare Tragödien, die den Menschen das Leben zur Hölle machen. Für uns als Team der Oase ist erschreckend, wie viele solcher Schicksale sich hier auf relativ wenig Raum finden: Da ist das Mädchen, dessen Mutter schon Dutzende Männer mit nach Hause gebracht hat und ihr kaum Aufmerksamkeit schenkt. Da ist der Teenager, den seine Eltern nicht wollten und der jahrelang von einer Zwischenlösung zur nächsten weitergereicht wurde und letztlich sich selbst überlassen bleibt. Da ist die Frau, die als Kind vergewaltigt wurde. Der Alkoholiker, der irgendwann den Anschluss an die Gesellschaft verloren hat und schließlich allein in seiner Wohnung starb. Macht- und Drogenmissbrauch stehen wie selbstverständlich auf der Tagesordnung. Nicht wenige hier im Viertel sind mehrfach seelisch traumatisiert, und ich frage mich, wie sie das eigentlich schaffen. Wie sie in diesem Höllendschungel überleben. Wie sie durchhalten. Und wie viele von ihnen auf ihre Art unglaublich stark sein können! Auswirkungen der Gottvergessenheit Die Hölle ist kein ferner, abstrakter Ort, der uns erst nach dem Tod droht. Im biblischen Sinne ist sie ein Ort der Gottesferne und der Verdammnis. Die Auswirkungen der Gottvergessenheit treten hier im Reitbahnviertel besonders deutlich zutage. Sie sind eine Folge davon, dass der Glaube und die Kirche in Ostdeutschland jahrzehntelang systematisch unterdrückt und den Menschen Gott ausgeredet wurde. Im Leben vieler Menschen im Viertel spielt Gott augenscheinlich bis heute keine Rolle. Gepaart mit den teilweise unzumutbaren Lebensumständen ist so die Hölle für viele hier schlichte Alltagsrealität. Allen Behauptungen aus der Vergangenheit zum Trotz sind wir uns als Team der Oase sicher, dass Gott die Menschen hier nicht vergessen hat. Das Reitbahnviertel ist kein Ort der Abwesenheit Gottes. Gott ist da. Er ist am Wirken, auch wenn die Menschen, die hier leben, ihn noch nicht kennen. Unser Herz schlägt dafür, den Leuten im Reitbahnviertel Begegnung mit Gott zu ermöglichen und ihnen zu helfen, seine Spuren in ihrem persönlichen Leben zu entdecken. Gott selbst hat sich vor mehr als 2000 Jahren in seinem Sohn auf den Weg zu den Menschen gemacht. Damit nicht genug. Jesus hat uns in Matthäus 28,19– 20 beauftragt, es ihm gleichzutun: „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Dieser Auftrag gilt für jeden, der an ihn glaubt. Er gilt für dich an dem Platz, an den Gott dich gestellt hat. Und er gilt für uns. Gott ist da. Sein Himmelreich ist nahe. Das ist die unfassbar gute Nachricht, von der wir den Menschen erzählen dürfen. Maika Hirschfeld l Maika Hirschfeld (zweite von rechts) lebt seit september 2022 in neubrandenburg. dort arbeitet sie in der oase im reitbahnviertel, einer sozial-missionarischen gemeindegründung und -entwicklung im sozialraum plattenbaugebiet. Zuvor studierte sie evangelische theologie in bad Liebenzell und marburg. selbst in der niederlausitz in brandenburg aufgewachsen, ist es ihr ein besonderes anliegen, menschen in ostdeutschland begegnungen mit dem evangelium zu ermöglichen. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/hirschfeld die hölle im alltag Wenn man sich die Biografie einzelner menschen im reitbahnviertel genauer anschaut, dann kann man durchaus auf den gedanken kommen, dass man sie gefunden hat: die hölle auf erden, die sich bereits hier und heute im leben einzelner zu manifestieren scheint. Das Leitungsteam der Oase, von links: Sven Mitschele, Anna Marasco, Maika Hirschfeld, Lea Naser

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