11 samBIa darum gehts mIssIoN weltweit 9–10/2023 lebt in diesem Kind weiter. Es wird jetzt mit dem Namen des verstorbenen Verwandten angesprochen. So kann es sein, dass erwachsene Familienmitglieder ein junges Kind als ihren Onkel oder ihre Oma anreden. Erst wenn keiner mehr lebt, der den Verstorbenen persönlich oder durch Erzählungen kannte, wird der Ahnengeist vollständig Teil der Geisterwelt. Er kann sogar zu einem Dämon werden. Medizinmänner können dieses Wesen kontaktieren und sich durch dessen Macht Hilfe und Schutz sichern oder aber anderen Schaden zu fügen. Die biblische Bewertung dieser tradition Natürlich gibt es Geister und Dämonen. Daran lässt das Wort Gottes keinen Zweifel. Aber es ist laut Bibel (z. B. 5. Mose 18,10–12) verboten, Kontakt zu dieser Welt aufzunehmen. Hier in Sambia ist es in der traditionellen Religion aber gängige Praxis, dass die Lebenden mit einer verstorbenen Person Kontakt aufnehmen wollen. Dafür brauchen sie dann „Spezialisten“. Der Einfluss der Geister und Dämonen – zum Guten wie zum Bösen – ist für die Menschen im Alltag ständig gegenwärtig. Die Angst, die dadurch bei ihnen geschürt wird, lässt sich für uns aus dem Westen nicht nachvollziehen. Ihr ganzes Leben wird über Tabus geregelt, und die Furcht vor schlimmen Konsequenzen soll dazu „motivieren“, das von der Kultur als richtig Bewertete zu tun. Alles im Leben ist verwoben mit der unsichtbaren Welt. Wir Missionare haben dazu häufig keine Antworten. Die wenigsten Einheimischen vertrauen uns genug, um uns das offen zu erzählen, denn zu oft haben sie gehört: „Das ist doch Schwachsinn und Aberglaube!“ Aber sie wissen um die Macht der Geister und haben sie in der Regel auch persönlich erlebt. Meistens bekommen deshalb Ausländer zu hören: „Nein, das war früher! Heute ist alles anders. Wir glauben doch nicht mehr an Geister!“ Nur wenige haben mir einen Einblick gewährt. Dann habe ich reflexartig zu trennen versucht, was in der materiellen Welt passiert und was in der Welt der Geister. Mein Denken und mein Fragen, was echt und was nur Hokuspokus ist, sind auf komplettes Unverständnis gestoßen. Ich bin gegen eine Wand gelaufen, denn diese „westliche Trennung“ gibt es in Sambia nicht! Alles gehört zusammen. Deshalb haben hier Pfingstgemeinden einen großen Zulauf. In ihrer Theologie ist die Pneumatologie (Lehre vom Heiligen Geist) viel wichtiger als bei den konservativen Gemeinden. Sie bieten einen starken Verbündeten in der unsichtbaren Welt an, den wir Baptisten, Pietisten, Brüdergemeinden etc. oft aus unserer Lebenswelt ausklammern – oder verharmlosen. Die Menschen in Sambia brauchen Antworten auf ihre Fragen Es hilft nicht, ihre Rituale zu verbieten und zu verdammen. Sie benötigen echte Lösungen für die Herausforderungen in ihrem Alltag, damit sie nicht in Angst und Hoffnungslosigkeit hängen bleiben. Das ist ein riesiges Problem, primär in der jüngeren Generation. Fast jeder Missionar in unserem Team wurde in seinem näheren Umfeld schon mit einem Selbstmord konfrontiert. Da sahen Menschen keinen Ausweg, sie hatten alle Hoffnung verloren oder waren so verletzt, dass sie im Suizid das einzig mögliche Ausrufezeichen sahen, – obwohl sie Mitglied einer Kirche waren. Aus dieser Hölle will Jesus uns befreien. Paulus schreibt, dass die Korinther die Kraft des Heiligen Geistes erlebt haben. Dass Gott, der Vater, durch seinen Geist neues Leben und Hoffnung schenkt. Dass er uns Kraft und Zuversicht gibt, damit wir auch in den Krisen unseres Lebens nicht zerbrechen. Menschen mit einer realen Hoffnung können vieles ertragen. Hoffnung gibt Kraft zum Durchhalten. Deshalb ist die Predigt vom Himmel kein Vertrösten auf eine bessere Zukunft, um die Massen ruhig zu halten, sondern eine Perspektive, die mir im dunklen Tal die Zuversicht schenkt, dass mein Leben nicht hier enden wird, sondern dass ich im Haus des Herrn bleiben werde – an seinem reich gedeckten Tisch – für immer! Hans-Peter Hertler l Hans-Peter und Britta Hertler leben seit 2009 in sambia und sind nach zehn Jahren in der schulung von ehrenamtlichen gemeindeleitern jetzt in der teamleitung tätig. dazu gehört die enge Zusammenarbeit mit der einheimischen partnerkirche. hans-peter war bankkaufmann und Layouter und studierte theologie (b.a.) in bad Liebenzell. britta sammelte nach dem abitur erste missionserfahrungen in bolivien und ließ sich dann am theologischen seminar der Liebenzeller mission zur gemeindepädagogin ausbilden. ihre drei Kinder besuchen englischsprachige schulen im Kupfergürtel sambias. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/ hertler-hans-peter-britta Die Frauengruppe der Gemeinde in Siavonga versammelte sich um den Sarg ihres Pastors. Sie sangen, als der Sarg in die Kirche getragen wurde fotos: hans-peter hertLer
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