MISSION weltweit – Ausgaben 2023

13 malaWI darum gehts mIssIoN weltweit 9–10/2023 Sich mit allen eine einzige Toilette teilen. Es gab kaum Waschmöglichkeiten. Alle warteten wochenlang auf Hilfstransporte, die Essen, Decken, Kleidung, sauberes Wasser und Seife brachten. Die Menschen wussten nicht, was mit Freunden und Familienangehörigen passiert war. Ein Stück Hölle auf Erden. Das Angebot Zusammen mit dem Pastor unserer Gemeinde luden wir Petros und seine Familie ein, in Räumen der Kirche in Zomba zu wohnen, sich hier eine Arbeit zu suchen und so wieder auf die Beine zu kommen. Das Geld für die Busfahrt würden wir ihm zur Verfügung stellen. Wir waren uns sicher, dass er das Angebot ohne Zögern annehmen würde. Jeder von uns würde schließlich alles geben, um schnellstmöglich aus so einem Camp wegzukommen. Petros erbat sich eine Bedenkzeit. Und als die Antwort dann kam, hat sie uns beschämt: „Ja, ich komme gerne. Aber erst in drei Wochen, wenn Ostern vorbei ist. Wir haben schon lange ein Osterprogramm geplant, und ich will meine Gemeinde nicht hängen lassen.“ Hätte ich das auch so gemacht? Oder wäre ich direkt in den nächsten Bus gesprungen? Unser malawischer Pastor meinte: „Wie sehr dieser junge Mann Gott und seine Gemeinde liebt, sollte für uns alle ein Beispiel sein.“ Petros war bereit, drei weitere Wochen unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Camp-Hölle zu leben, um Gottes Gemeinde zu dienen. „Seid untereinander so gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Jesus Christus entspricht“, schreibt Paulus, bevor er davon spricht, wie Jesus den Weg eines Dieners eingeschlagen und keine Rücksicht auf Verluste genommen hat (Philipper 2,5ff). Petros ist für mich ein Beispiel dieser Gesinnung und Hingabe. „es ist einfach Gnade“ Ich hatte damit gerechnet, dass sich nicht alle Leute aus ihrem Umfeld für Petros und seine Familie freuen. Prompt fragten ihn viele Freunde: „Wie kommt es, dass du in die Kirche ziehen darfst? Was hast du gemacht, dass du aus dieser Situation gerettet wirst und in die Stadt gehen kannst?“ Neid und Eifersucht spielen in Malawi leider eine große Rolle, selbst in Familien und Freundschaften. Petros‘ Antwort war immer die gleiche: „Ich habe nicht darum gebeten, ich habe nichts dafür gemacht. Es ist einfach Gottes Gnade.“ So ist es doch auch für uns: Was uns aus der Gottesferne, aus der Verzweiflung, aus Furcht, aus Angst, aus unserer Verlorenheit holt, ist nichts, was wir tun. Es ist Gottes Gnade allein. Weil Jesus für uns durch die Hölle gegangen ist, leben wir in der Vorfreude auf das große Festmahl mit ihm. Voneinander lernen Inzwischen ist Petros wieder in seinem Heimatdorf. Er hat die Zeit in Zomba genutzt und sich in der Gemeinde- und Jugendarbeit eingebracht. Er hat verschiedene Jobs gefunden, um etwas Geld zu sparen, mit dem er sich ein neues Haus bauen kann. Unsere Verabschiedung war traurig. Wir blickten zurück auf gemeinsame Wochen, in denen wir Zeit miteinander verbracht und zusammen Gott gedient hatten. „Ich habe im Klassenzimmer am Chisomo-Zentrum viel von dir gelernt. Aber hier in Zomba habe ich noch einmal ganz anders von dir gelernt“, sagte er mir beim Abschied. Es ist so erfüllend, dass unser Sein und unsere Arbeit hier in Malawi für Menschen einen Unterschied machen. Und es spornt mich an, für andere Menschen die Zähne zusammenzubeißen und eines Sinnes mit Jesus zu sein. Bengt Riedel l Petros (Mitte) und seine Familie kurz nach ihrer Ankunft in Zomba. Links ein einheimischer Mitarbeiter das ist die eigentliche bedeutung der hölle: ganz von gott verlassen sein. Bengt und eileen Riedel haben sich in bad Liebenzell kennengelernt. während bengt an der internationalen hochschule Liebenzell evangelische theologie studierte, war eileen an der interkulturellen theologischen akademie. nach einem Jahr in der gemeindearbeit als pastor und Jugendpastorin im Lgv berghausen und söllingen leben sie seit märz 2021 in malawi. sie begleiten pastoren und fördern mitarbeiter. daneben leitet eileen mehrmonatige impact-einsätze. ihr gemeinsames Ziel: „wir wollen andere zu Jesus rufen und ihnen helfen, ihre berufung zu leben.“ rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/riedel foto: bengt riedeL

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