MISSION weltweit – Ausgaben 2023

PaPua-NeuguINea darum gehts 15 mIssIoN weltweit 9–10/2023 es gibt mehr als 1000 ethnien in Papua-neuguinea, die sich voneinander abgrenzen lassen, aber auch übereinstimmungen aufweisen. alle gehören zu den animistischen kulturen. dem Animismus liegt, vereinfacht ausgedrückt, der glaube zugrunde, dass alles – lebewesen, Pflanzenwelt, materielles – eine seele hat (lat. anima) und der mensch teil des kreislaufs ist. der zentrale Wert und kern ist der schutz, die erhaltung und die Feier des lebens. Wichtig sind große Feste, die Fruchtbarkeit der Frauen, die gesundheit der kinder, die stärke des stammes und der status des mannes. In Pidgin, der umgangssprache, ist all dies im Begriff „cargo“, materieller Wohlstand, enthalten. fotos: sebastian pross Ort sind, etwa einem Wasserfall oder auf einem Hügel. Dort wurden sie von den Menschen aufgesucht und um Hilfe gebeten, denn man nahm an, dass die „guten“ Ahnengeister Zugang zu guten Lebensbedingungen haben und diejenigen sind, die den Lebenden materiellen Wohlstand bringen. Schlechte Vorfahren wiederum mussten an einen „schlechten“ Ort, der auch von den Lebenden zu meiden war. Die traditionelle melanesische Religion blickt auf die Ahnen als Heilsbringer. Sie gelten als A und O und haben die Aufgabe, das Leben zu regulieren und zu bewahren. Die Geister der Verstorbenen „kontrollieren“: Sie bringen gutes Leben, wenn sie zufriedengestellt werden. Sie halten es zurück und verursachen Probleme, wenn man ihnen ungehorsam ist. Zurate zieht man sie durch Riten, Zauberei, Rituale oder Tänze. Manchmal werden bis heute Leichenteile wie der Schädel aufbewahrt – als Schutzzauber oder um die Stärke des Verstorbenen unter den Lebenden zu haben. In allem fällt auf: Der Tod ist im Animismus Teil des Lebens, der Tote ist aktiver Teil des Lebens. Zentrum des Glaubens und auch das Jenseits sind nicht irgendwo (in Jerusalem, Mekka, Himmel oder Hölle) – für Animisten ist es mitten im Leben und in ihrem Alltag. Auch Heil wird in diesem Sinne nicht als etwas Kommendes verstanden, sondern als etwas Jetziges. Tief in der melanesischen Religion steckt die Suche nach Erlösung, die Suche nach einer neuen Identität. Diesem Wert wird Zeit, Energie und Aufmerksamkeit gewidmet. Aber die Erlösung wird als diesseitige Hoffnung betrachtet und nicht auf das Leben nach dem Tod bezogen. Materieller Wohlstand gilt als natürliches Zeichen dafür, dass es Lebensfülle und Erlösung gibt. Drei Lektionen sind mir wichtig – für mich und meine neuguineischen Glaubensgeschwister: 1. Der tod ist teil des Lebens Das wurde uns spätestens nach dem Heimgang unseres Kollegen Gerhard Stamm bewusst. Jeden von uns kann es unerwartet treffen. Auch in der Jesus-Nachfolge ist das Leben ein Weg hin zum Tod. Als Jesus-Nachfolger erwartet uns das gleiche Los wie unseren Herrn: Sterben und Auferstehung. Das darf uns Mut machen, auch wenn wir Krankheit, Leiden und Tod erleben, denn „der Tod ist verschlungen in den Sieg“ (1. Korinther 15,54b). 2. Jesus ähnlicher und verändert werden Gleichzeitig wünsche ich meinen Glaubensgeschwistern in PNG, dass sie Jesus ähnlicher werden und mutig Veränderungen ihres Glaubens, ihrer Vorstellungen und Kultur anstreben, um sich von Ängsten oder unbiblischen Vorstellungen von Ahnengeistern oder Toten zu lösen. Und dass sie in den Gemeinden Orientierung geben, wie Jesus-Ähnlichkeit im Kontext von PNG aussehen kann. Hierbei wollen wir sie ermutigen und bestärken. 3. Dem Himmel so nah Oder wie Jesus es ausdrückt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lukas 17,21). Im animistischen Kontext ist das Leben danach so nah dran an den Menschen. Wir werben nicht um synkretistische Vermischungen, Totenanrufe oder Ähnliches, sondern machen bewusst, was kommt und was auch schon unter uns ist: die ewige Herrlichkeit Gottes. In Offenbarung 7,9 lesen wir, dass eine unzählbare Menge aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen vor dem Thron standen, um Gott und das Lamm anzubeten. Diese Nähe und Unmittelbarkeit zu IHM will ich auch in meinen Alltag integrieren. Gott nicht als Abstrakt sehen, sondern als sich nahender Gott. Den Himmel nicht als abstraktes Jenseits weit weg, sondern jetzt schon (in) Gottes Herrlichkeit (er-)leben. Darin sind uns die beziehungsstarken neuguineischen Christen weit voraus. Sie wissen: Beim Himmel geht es nicht um den Ort, sondern um die Beziehung, die ewige Verbindung mit Gott. Sebastian Proß l Katharina und Sebastian Proß besuchen die Arowe Links: Geschmückt für ein Sing-sing (Stammestreffen) Unterwegs zu den Arowe in Leim/Westneubritannien foto: eLKe weissschuh

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