7 kanada darum gehts mission weltweit 11–12/2023 Edwin ist zum ersten Mal in unserer Gemeinde Reach North York, die zu einem Oktoberfest eingeladen hatte weltweit 11–12/2023 ler um Vergebung zu bitten, als uns zu entschuldigen oder uns zu verteidigen. Hier sind fünf Gründe, weshalb wir überzeugt sind, dass das der einzige Weg für Wachstum im Angesicht negativer Gemeindeerfahrungen ist: 1. Buße muss gelernt sein Wenn wir als Gemeinde(leitung) nicht vorleben, wie man bei Versagen um Vergebung bittet, wie können wir dann Menschen ermutigen, Gott um Vergebung für ihr Versagen zu bitten? Letztlich sollte es in erster Linie immer um die Gottesbeziehung und die Versöhnung mit ihm gehen, nicht um unsere positive Außenwahrnehmung. 2. kollektivschuld braucht kollektivvergebung Wenn die Kirche biblisch als Körper Christi bezeichnet wird, bezieht sich das nicht nur auf die lokale Gemeinde, sondern immer auch auf die universale. Wenn du mit deinem Fuß jemanden trittst, hilft es nicht, zu versichern, dass deine Hand nichts getan hat. Wenn wir als Christen Salz und Licht sein wollen, müssen wir das auch vermehrt wieder als Christenheit. 3. Jesus war unschuldig Er trug als Sündloser die Schuld aller. Wir jedoch tendieren dazu, Schuld ab- und weiterzuschieben. Der Kreislauf der Schuldzuweisung und des Schlechtredens übereinander wird nur unterbrochen, wenn wir auch für andere und für die Gesamtkirche um Vergebung bitten können. Wir sind nicht der Christus, der die Schuld auf sich nimmt, aber wir stehen in seiner Gnade und verherrlichen ihn, wenn wir aufhören, Fehler der Kirche kleinzureden oder uns auszuklammern – und stattdessen Vergebung suchen. 4. keine kirche ist perfekt Wenn wir anfangen, demütig Fehler einzugestehen, wirken wir gegen die Idee, dass Gemeinde fehlerlos sei. Wir kreieren dann eine Kultur des gemeinsamen Besserwerdens anstelle des schnellen Abwendens. Leiter und Pastoren, die gegenüber ihrer Gemeinde Versagen zugeben, leben eine höhere Authentizität und Transparenz ihres Glaubenslebens und laufen deutlich weniger Gefahr, geistlichen Missbrauch auszuüben. 5. Meine Gemeinde ist lokal und temporär begrenzt Auch wenn ich manches besser machen sollte als andere Christen oder Gemeinden, könnte ich niemals allen in meiner Gemeinde ein Zuhause bieten. Unser Ziel soll es sein, Menschen zu Jüngern Jesu zu machen, die jede Gemeinde Gottes wertschätzen (das Gute sehen), reflektieren (Mängel erkennen und in Reife ansprechen) und bereichern (positive Veränderung einbringen statt enttäuscht weglaufen). Dazu braucht es Vergebung auf beiden Seiten. Bitte versteht mich nicht falsch: Wir sollten weder Christen ermutigen, in einem Kontext des Missbrauchs zu verweilen, noch geht es darum, das Versagen von Christen und Gemeinden zu entschuldigen. Vielmehr liegt die Zukunft der christlichen Gemeinde darin, dass wir als Kirchen und Gemeindeleitungen lernen, für eigene Schuld und die der Gesamtkirche um Vergebung zu bitten – bei Gott und den Menschen, die in Gemeinden Verletzung erfahren haben. Im Fall von Edwin habe ich genau das getan und ihn gebeten, sein Bild von Jesus nicht an diesen negativen Erfahrungen festzumachen, sondern Jesus von der Bibel her kennenzulernen. Edwin ließ sich darauf ein, kam zu Gottesdiensten und besuchte unseren Bibelkreis. Ein halbes Jahr später schrieb er über seine neuen Erfahrungen: „Bei ‚Reach‘ konnte ich frei von Verurteilung über Gott und die Bibel lernen, darüber reden, nachdenken und damit ringen. Ich fühlte mich nicht dazu gedrängt, mich an die Gemeinschaft anzupassen. Ich hatte Raum, einfach da zu sein, mich langsam einzufinden und verstehen zu lernen. … Als ich zu ‚Reach‘ kam, hatte ich das Christsein fast aufgegeben. Aber dort fand ich eine Community, in der ich Antworten auf meine Fragen finden konnte und sich auch neue Fragen auftaten, während ich weiter am Lernen bin über Gott, die Bibel und die vielen Lektionen fürs Leben, die im Wort Jesu noch vor mir liegen.“ Nein, unsere kleine Gemeinde hier in Toronto ist nicht perfekt. Aber es liegt enorme Evangeliums-Kraft darin, um Vergebung zu bitten und Räume zu schaffen, in denen Menschen jenseits ihrer bisherigen Erfahrungen Jesus kennenlernen dürfen. Ben Schöniger l FUNDSTÜCK „Vergebung ist die Macht, welche die Ketten der Bitterkeit und die Fesseln der Selbstsucht zerbricht.“ corrie ten boom (1892–1983)
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