Frankreich darum gehts 11 mission weltweit 11–12/2023 Fotos: uwe vogel einen Jungen ab, der in einem abgelegenen alten Schloss als Stalljunge mit den Pferden arbeitete. Wir hatten sehr viel Gelegenheit, miteinander zu reden. Am Anfang, als mein Rücken noch stabiler war, trug ich Michel oft, und Treppen waren für uns kein Hindernis. Gott gebrauchte unsere Freundschaft Er bahnte durch sie dem Evangelium von Jesus einen Weg im Herzen dieses leidgeprüften Mannes. Aber es schien, dass der Wunsch nach Befreiung von der alten, beständig nagenden und zerstörenden Kriegserfahrung und das Verlangen nach Gewissheit der Vergebung der eigenen Sünde erst an jenem Abend entstand. Da berührte ihn das, was Jesus seine Jünger lehrte. Als Michel später bei seiner Taufe seinen Glauben an Jesus bezeugte, staunten vielleicht manche über die eigenartige Methode Gottes, ihm ausgerechnet einen deutschen Freund zu schenken, damit er das Wunder der heilenden Vergebung Jesu erfahren durfte. Wie viel biblische Lehre, wie viel menschliche Begleitung, wie viel göttliches Erbarmen und verborgenes Wirken des Heiligen Geistes ist nötig, bis Jesu Ruf „Folge du mir nach!“ endlich zu unserem alles bestimmenden Lebensprinzip wird? erlaube Jesus, dir Fragen zu stellen Ich muss bekennen: Es hat mich oft beschämt, was andere Menschen an furchtbarem Unrecht erleben mussten. Dann konnte ich der Frage nicht ausweichen: „Was darf Jesus eigentlich mir zumuten, ohne dass ich anfange zu jammern, mich selbst zu rechtfertigen, es besser zu wissen oder zu meinen, ich müsste Jesus über Details informieren, damit er überhaupt die Reichweite dessen ermisst, was er von mir verlangt. Wie zum Beispiel denen zu vergeben, die an mir schuldig geworden sind; meine Schuldner im Herzen freizusprechen; nichts nachzutragen. Das ist das tägliche Brot der Jünger Jesu und die permanente Frage an mein Leben: Wer regiert es eigentlich und sitzt auf dem Thron? Wer hat die richtige Perspektive und das letzte Wort? Trage ich die Kennzeichen eines Bürgers des Reiches Gottes? Hat sich wirklich etwas verändert, nimmt Jesus Gestalt in meinem Leben an? Oder bin ich im tiefsten Grund mein eigener geistlicher Coach geblieben, der alles im Griff haben will? Gottes wort ist kommunikation und kein Paragrafenbuch Um in diesem Ringen zu siegen, ist für mich persönlich entscheidend, dass ich Dinge weder können kann noch können will, nur „weil man es so macht als Christ“, „weil es biblischer ist“ oder „weil es geschrieben steht“. Die Bibel ist kein Paragrafenbuch. Damit machen wir nur alles kaputt; sie ist die Willensoffenbarung einer Person, sie ist Kommunikation. Ich muss dem begegnen, der dahintersteht, der mit mir reden will. Der mir sagen will: „Uwe, ich bin es doch, dein Gott.“ Ich glaube, es ist genau das, was Jesus meint, wenn er sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme, ich kenne sie und sie folgen mir.“ Es muss zur Begegnung kommen. Mit weniger geht es einfach nicht. Es ist auch genau das, was dem Psalmisten unersetzlich wichtig ist, wenn er fleht: Bitte, Herr, höre nicht auf zu reden und lass leuchten dein Antlitz, dann genese ich. Dann weiß ich, dass du es bist, dem ich blind vertrauen kann, der mich niemals aufs Glatteis führt und der jeder Situation gewachsen ist. Ich will wissen: „Bist du es, Jesus, der mich gerufen hat, dir zu folgen? Jesus, bist du es, mein Retter, der mich durch das Opfer seines eigenen Lebens für meine Sünde aus der Hölle riss? Bist du es, Jesus? Dann will ich wollen, was du willst, und lernen, was du kannst.“ Und dann wird es auf einmal so sonnenklar, dass Jesus Michel nicht einen deutschen Pastor vor die Nase setzte, um ihn zu quälen. Sondern weil er sich seiner Last erbarmen und ihn mit viel Geduld und göttlicher Pädagogik endlich und für immer heilen wollte! Uwe Vogel l Uwe und Hiltrud Vogel haben drei erwachsene kinder und sind seit 32 jahren missionare in Frankreich. sie leben im aktiven ruhestand in der normandie und arbeiten nach wie vor in einer gemeindegründung in cherbourg-octeville mit. vor seiner ausbildung am theologischen seminar der liebenzeller mission war uwe holzbildhauer. hiltrud ist kinderkrankenschwester von beruf. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/vogel Michel liest vor der Taufe sein Glaubenszeugnis, und ich sitze bewegt daneben Den Taufgottesdienst begleitet Michel mit der Mundharmonika
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