12 darum gehts burundi Albrecht und Annegret Hengerer sind seit mehr als 30 jahren mit der liebenzeller mission im einsatz, zunächst von 1989 an in der gemeindegründung in der normandie/Frankreich und seit sommer 2017 in burundi. sie unterstützen die einheimische kirche durch predigten und schulungen sowie administrative und geistliche begleitung. vor seiner ausbildung am theologischen seminar der liebenzeller mission war albrecht diplom-verwaltungswirt (Fh). annegret ist krankenschwester von beruf. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/hengerer neue Wege für zerrüttete ehen üblich, dass der Bräutigam für seine Braut Kühe oder Ziegen an ihre Familie gibt. Bei der „PreDot“ (dem Kennenlernen der Familien, ohne das Paar) und der „Dot“ (der Verlobung) geht es in vielen Reden um die Gestaltung der Ablösung. was außerdem erwartet wird und was sich verändert Die Braut sollte Jungfrau sein und muss das in vielen Fällen durch ein ärztliches Attest nachweisen. Ledige Frauen, die schwanger werden, gelten als Schande und werden sehr oft aus der Familie ausgeschlossen. Viele von ihnen landen in der Prostitution. Liebesheiraten kamen erst in den vergangenen Jahren durch den westlichen Einfluss, Internet und Fernsehen auf. Was auf dem Land noch unmöglich scheint, ist in der Anonymität der Großstadt bereits möglich. Allerdings verliert ein Liebespaar durch die eigene Wahl den sozialen Schutz und die Fürsorge der Großfamilie und ist auf sich gestellt. Wir erlebten das bei einem Freund: Seine Eltern kamen nicht zur Hochzeit, weil sie mit der Braut nicht einverstanden waren. Glücklicherweise hat er eine gute Arbeit und die Unterstützung des Schwiegervaters. Scheidungen waren in der Vergangenheit außergewöhnlich oder unmöglich. Als im Juni 2022 die Presse des Landes eine Statistik veröffentlichte, waren viele schockiert: Allein in Bujumbura hatte es innerhalb eines Jahres 570 Scheidungen gegeben. Die meisten der betroffenen Ehen hatten weniger als drei Jahre gehalten. Die Gründe für den starken Anstieg lagen laut Standesamt der Stadt vorwiegend in der Unreife der Partner, in Untreue, Alkoholmissbrauch, Verschwendung des Familienvermögens oder dem unerfüllten Wunsch nach Reichtum. Eine Psychologin meinte, dass vor allem der fehlende Dialog zu vielen Missverständnissen führt. Die Leidtragenden sind neben den Ehepartnern vor allem die Kinder. Viele von ihnen reihen sich mangels elterlicher Fürsorge in die hohe Zahl der Straßenkinder ein. ein Arrangement der Familien und eine besondere währung Im Normalfall werden in Burundi die Ehen von den Familien vermittelt. Oft fungiert ein Onkel oder der ältere Bruder als Vermittler. Sie vereinbaren eine „Ablösesumme“ für die Frau, da deren Familie ihre Arbeitskraft und damit eine Einkommensquelle verliert. Sie gehört nach der Hochzeit zur Großfamilie des Mannes, die damit für sie verantwortlich ist und für sie sorgt. In der Vergangenheit waren Kühe der wertvollste Besitz einer Familie. Deshalb wird bis heute der Wert der Arbeit in dieser „Währung“ ausgedrückt. Je mehr Kühe früher jemand besaß, desto größer waren sein Reichtum, sein Ansehen und sein Einfluss. Die Tiere konnten sogar den sozialen Aufstieg ermöglichen: Ein Angehöriger der Volksgruppe Hutu (ursprünglich Landwirte) konnte mit dem Besitz einer bestimmten Zahl von Kühen zu den Tutsi gehören, die reiche Kuhzüchter und -händler waren. Auch heute wird selbst in der Großstadt beim Brautpreis in Kühen gerechnet, aber meistens mit Geld bezahlt. Auf dem Land ist es weiterhin in burundi ist manches anders: es ist ein muss, verheiratet zu sein. in der großfamilie sollen alle ihren platz einnehmen, eltern wie kinder. ehen werden von den Familien arrangiert. liebe spielt eine untergeordnete rolle. die ehefrau wird nach dem bezahlen einer „ablösesumme“ ganz in die Familie des mannes aufgenommen. Bujumbura, hier ein Viertel am Stadtrand, ist das wirtschaftliche Zentrum, aber nicht mehr Hauptstadt. 2018 wurde der Regierungssitz in die einstige Königsstadt Gitega verlegt
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