20 Michael Kirchdorfer ist seit 2020 als dozent und Coach an der interkulturellen theologischen akademie (ita) tätig. er arbeitet außerdem als gemeinschaftspastor im liebenzeller gemeinschaftsverband (lgV) in monakam, wo er zusammen mit seiner Frau Caitlin lebt. WEITERDENKEN >> sonderbeitrag zum thema Von miChael kirChdorFer und gut sein wird, trotz der Realität des Leidens. In der christlichen Geschichte ist unsere Geschichte nie zu Ende, weil Gottes Geschichte nie zu Ende ist.“ Die christliche Hoffnung erinnert uns daran, dass das Leiden zeitlich begrenzt ist und dass wir es nicht allein durchstehen, sondern in Gottes Gegenwart ruhen können. Weder Leid noch Tod können unsere Hoffnung zerstören, denn Jesus hat diesen letzten Feind besiegt5, sodass Vergebung, Erlösung und Wiederherstellung für jeden Menschen möglich sind. Die christliche Hoffnung schenkt uns Freude trotz des Leids, das wir erfahren. Gottes Heilsplan gibt uns Hoffnung, dass er unser gegenwärtiges und zukünftiges Leid besiegen wird. Wir dürfen unsere zukünftige „Ganzheit“ schmecken, aber wir sind noch nicht so weit. Wir müssen sie sehnlichst erwarten. In der Tat seufzt die ganze Schöpfung nach der zukünftigen Verherrlichung, unserer „Ganzheit“, – wenn alles wieder in Ordnung gebracht wird und unser Leiden ein Ende hat.6 Nur weil die Verwirklichung unserer Hoffnung noch nicht eingetreten ist, heißt das nicht, dass wir noch keinen Nutzen von ihr haben. Wir dürfen die hoffnungsvolle Nachricht in unsere verdunkelte Welt tragen, dass Gott uns wiederherstellen wird. Unsere Hoffnung besteht nicht aus Wunschdenken, sondern gründet im Vertrauen in Christus. Sie ist nicht verborgen, sondern wirkt wie ein Lichtstrahl, der die Wolken beiseiteschiebt, um uns mit Blicken auf die verheißene Zukunft zu beglücken. Die christliche Hoffnung lenkt unsere Aufmerksamkeit in erster Linie nach vorn und unseren Fokus auf die zukünftige Erlösung und Wiederkunft Jesu. Obwohl die Hoffnung weitgehend unsere Zukunft betrifft, wirkt sie sich auf unsere Gegenwart aus – und darauf müssen wir uns aktiv einlassen. Diese Lichtblicke offenbaren nicht nur Gottes Verheißungen und Wahrheit, sondern verwandeln uns und rufen uns tiefer hinein in die Beziehung zu ihm. Um Gregory Ganssle nochmals zu zitieren: „Hoffnung zu kultivieren ist keine wirklichkeitsferne Strategie, um der Gegenwart zu entgehen. Sie ist vielmehr unerlässlich, um das Leben jetzt zu meistern.“ Ein hellerer Lichtbringer werden Je mehr wir unsere christliche Hoffnung heute kultivieren, desto besser werden wir das Leben meistern, auch im Leid. Doch als wäre das nicht genug Motivation, unser Leben zunehmend von Gottes Hoffnung bestimmen zu lassen, werden wir dadurch auch zu helleren Lichtbringern. Das geschieht jedoch nicht von heute auf morgen. Wir müssen uns dazu auf einen lebenslangen Prozess einlassen: l Ein lichtbringendes, hoffnungsvolles Leben zu führen, beginnt mit unserem inneren Zustand. „Was wir tun, kommt daher, wer wir sind und wonach sich unser Herz sehnt.“7 Wenn wir also mit Leid und Enttäuschung konfrontiert werden, dann wird unsere Antwort darauf von unserem inneren Zustand bestimmt – wer wir sind und wonach sich unser Herz sehnt. l Unser innerer Zustand kommt auch inunseren zwischenmenschlichen Beziehungen zumVorschein. Reden und denken wir über andere auf eine Weise, die erbaut? Nehmen wir im Zweifelsfall das Beste im Verhalten des anderen an – und zwar so lange, bis sich die Intention des Nächsten unbestreitbar klärt? l Lichtbringer können nicht anders, als an Gott zu denken. Sie sehnen sich danach, bei Gott zu verweilen, über seine Größe und Güte nachzusinnen. Dadurch nimmt das Böse in ihren Gedanken auch wenig Raum ein. Unser Vermögen, Lichtbringer zu sein, beginnt mit unserem Inneren, mit dem, womit wir unser Denken füllen. Wenn unser Denken und Sinnen sich nach den Werten dieser Welt richten, so wird unser Licht verdunkelt.8 Wenn wir hingegen bei dem verweilen, was Gott uns durch sein Wort lehrt, können wir unser Licht in seiner ganzen Pracht scheinen lassen. Wir können Gottes Lichtblicke an andere weitergeben, weil wir nicht den Lügen der Hoffnungslosigkeit dieser Welt nachgeben. Ein wirkungsvoller Lichtbringer gibt sich nicht mit negativem Denken ab, das Versuchung, Ablehnung und Versagen beinhaltet. Der wirkungsvolle Lichtbringer bleibt zuversichtlich in der Wahrheit Gottes, die voller Verheißung, Heilung und Hoffnung ist. Wenn wir über die Wahrheit des Evangeliums nachdenken und uns darauf einlassen, erlauben wir Gott, uns in hellere Lichtbringer zu verwandeln, die besser in der Lage sind, seine Hoffnung in die Welt zu tragen. Je mehr wir uns darauf einlassen, desto größer wird unsere Sehnsucht nach Gottes Hoffnung, und desto selbstverständlicher wird es für uns, andere zu ermutigen, zu ermahnen und zu lieben – Lichtbringer Gottes zu sein. Als meine Frau und ich durch den Nationalpark in Irland fuhren, konnten wir nicht anders, als die Lichtblicke durch die Nebelwand zu bestaunen. Aber noch schöner war es, als wir später durch den Park zurückfuhren. Der Nebel hatte sich gelichtet, und die ganze Pracht der Landschaft lag vor uns. Wir mussten einfach anhalten und einen Moment verweilen. „Und noch etwas, Geschwister: Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird.“ Philipper 4,8 Was wir tun, kommt daher, wer wir sind und wonach sich unser Herz sehnt. DALLAS WILLArD 5 Der letzte Feind ist der Tod, aber auch ihm wird schließlich ein Ende bereitet. (1. Korinther 15,26) 7 Dallas Willard (amerikanischer Hochschullehrer, Schriftsteller und evangelikaler Vordenker) 8 Das Auge gibt dem Körper Licht. Ist dein Auge gut, dann ist dein ganzer Körper im Licht. (Matthäus 6,22) 6 Ja, die gesamte Schöpfung wartet sehnsüchtig darauf, dass die Kinder Gottes in ihrer ganzen Herrlichkeit sichtbar werden. (Römer 8,19) FoTo: ISTockpHoTo/GrAFXArT8888
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