MISSION weltweit – Ausgaben 2023

5 mission weltweit 5–6/2023 zentraLasien darum gehts erfüllen. Wenn ich ehrlich bin, sind es nicht selten meine eigenen Ideale, die ich als Erwartungen von außen wahrnehme. Was ich dann tue, kommt nicht von Herzen. Es ist nicht etwas, was aus meiner Beziehung mit Jesus überfließt, sondern etwas selbst Produziertes. Das laugt mich aus, macht müde und frustriert. Ich werde vielleicht bissig und fange an, „dagegen“ zu sein, weil ich mich schützen will. Ich bin am Lernen und darf zulassen, was mich gerade bewegt – bevor ich eine Situation beurteile, bevor ich bewerte und bevor ich etwas tue. Ich kann damit erst einmal zu Jesus gehen und es ihm hinhalten. Wenn es etwas gibt, was er nicht gut findet, dann weiß ich trotzdem, dass er mich liebevoll annimmt und mich in meinem Empfinden und als Person ernst nimmt. Davon ausgehend kann ich überlegen, wie ich mit dem umgehe, was mich umtreibt. Das kann heißen, dass mich die vielen neuen Gesichter in der Gemeinde überfordern und ich mich gerade nicht aktiv in eine Willkommensaktion einklinken möchte. Das kann heißen, dass ich mich gerade nicht für neue Gottesdienstformen begeistern kann. Ich darf mein Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit wahrnehmen und annehmen. Jesus tut das auch! Steuern mich Mitläufertum und Erwartungen? Diese Ehrlichkeit mit mir (sich) selbst und mit Jesus ist die Grundlage, die ein gutes Zusammenleben in Gesellschaft, Gemeinde und Familie ermöglicht. Wenn ich ehrlich zu mir bin und eine lebendige Beziehung mit Jesus habe, werde ich nicht so leicht einfach mitlaufen und Erwartungen erfüllen, bis ich entweder ausgepowert und depressiv bin oder das Bedürfnis habe, mich freizukämpfen. Ich bin mir meiner bewusst und kann mich mit Gott auf den Weg machen zu lernen, wie ich zu seiner Ehre leben kann. Dann kann ich auch lernen, Neues und mir Fremdes erst einmal zuzulassen. Vielleicht gestehe ich mir etwas Zeit zu, um zu beobachten, – bevor ich mir eine eigene Meinung zutraue und mich klarer positioniere. Ich kann mich stückweise auf Veränderungen einlassen und diese mitgestalten, weil ich immer wieder an den sicheren Ort zurückkehren kann, an dem ich so angenommen bin, wie ich bin. Ich muss nicht blockieren oder mich angegriffen fühlen und im „Adrenalinschub“ einen Angriff starten, hinter den ich dann nicht mehr zurückkann. Ich kann mein eigenes Tempo mitgehen. Früher Fremdes bereichert heute In unserer NGO (Nichtregierungsorganisation) baue ich mit anderen zusammen ein Projekt auf, das Hilfsmittel für Kinder mit Behinderung entwickelt und einheimische Mitarbeiter in der Herstellung und im Vertrieb ausbildet. Dabei bin ich ständig mit verschiedensten kulturellen und christlichen Prägungen konfrontiert. In den ersten Jahren hat mich das sehr herausgefordert und viel Kraft gekostet. Über die Zeit habe ich vieles, was mir einst fremd war, als etwas Bereicherndes für mein eigenes Leben angenommen. An anderen Punkten bin ich in meinen Überzeugungen sicherer geworden und kann für mich selbst und das, was mir wichtig ist, besser einstehen. Im Rückblick kann ich sehen, wie sehr es sich lohnt, Veränderungsprozesse proaktiv anzugehen und mitzugestalten. Johannes l ich kann mich stückweise auf veränderungen einlassen und diese mitgestalten, weil ich immer wieder an den sicheren ort zurückkehren kann, an dem ich so angenommen bin, wie ich bin. Plattenbausiedlung in der Stadt

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