MISSION weltweit – Ausgaben 2023

16 darum gehts deutschLand Fotos: martin kocher Eine andere Stärke unserer Geschwister aus dem Süden ist der ganzheitliche, authentische und mutige Glaube. In unserer so säkular gewordenen Gesellschaft fällt dieser auf, er provoziert, fordert heraus und hält uns einen heilsamen Spiegel vor. Mischen – absolut notwendig! „Ihr seid Excel, und wir sind Powerpoint“, antwortete Cristian auf meine Frage, wie er den Unterschied zwischen Deutschen und Latinos auf den Punkt bringen würde. „Ihr denkt so stark in Programmen, in Plänen und Strukturen. Wir brauchen Farben, Bilder, Bewegung und Töne.“ Ein passender Vergleich! Damit das Leben, die Arbeit und auch die Gemeinde gedeihen, braucht es beides: gute Programme, solides Planen und Strukturieren. Gleichzeitig aber die Farben, die Bilder und die Bewegung. Mischen is(t) nicht nur possible, sondern unbedingt notwendig, damit Gottes Mission gelingt! Es ist uns richtig schwergefallen, Vasti und Cristian weiterziehen zu lassen. Nicht nur die Migranten, auch wir vermissen sie sehr. Sie haben Leben, Farbe und Abwechslung in unseren Alltag und auch in unsere Arbeit gebracht. Wo Cristian dabei war, gab es Musik. Er hatte seine Gitarre dabei und brachte uns geduldig Lieder in Farsi, Arabisch und natürlich Spanisch bei. Wir sind gespannt, wie Cristian und Vasti ihren neuen Einsatzort Bruchsal „aufmischen“. Seit September 2022 sind sie dort in der interkulturellen Arbeit eingesetzt. Zusammen mit einem internationalen Team soll eine Gemeinde entwickelt werden, in der Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen ihren Platz finden. Ulrike und Martin Kocher l Martin und Ulrike Kocher sind seit 2015 in der missionarischen arbeit unter migranten in deutschland tätig, und martin leitet den arbeitsbereich „mission & integration“. nach seiner theologischen ausbildung in bad liebenzell folgten zwei jahre gemeinschaftsarbeit in lahr und zehn jahre missionseinsatz in sambia, vorwiegend an der bibelschule in Fiwale hill. dann verantwortete martin die auslandsarbeit im globalen süden. im erstberuf ist er gärtnermeister, ulrike krankenschwester. sie haben drei erwachsene kinder. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/kocher Wir hätten von Anfang an näher an ihnen dran sein sollen. An Cristian und Vasti, unseren ersten Missionaren, die aus Chile kommen und in Deutschland arbeiten. Da mussten (und müssen!) auch wir als Begleiter noch einiges dazulernen. Menschen von der südlichen Halbkugel haben eben andere Bedürfnisse als wir kühler wahrgenommene Deutsche. Ihnen sind Beziehungen wichtig, Zeit miteinander verbringen, das Leben teilen. Erst dann kommen die Programme und Pläne. Wir sind sehr dankbar, dass wir die beiden ein ganzes Jahr in unserer Nähe hatten! Wir konnten so viel von ihnen lernen. In der Arbeit unter Migranten haben wir besonders von ihnen profitiert. Als Ausländer konnten sie sich ein Stück weit mit den Geflüchteten identifizieren. Mit manchen saßen sie zusammen im Deutschkurs. Sie wunderten sich gemeinsam über die Eigenarten der „Aufnahmegesellschaft“ und unterstützten einander bei der Integration. „Cristian ist wie mein großer Bruder“, meinte neulich Rachela, eine junge Afghanin, „er und Vasti haben mir so geholfen!“ Stimmt. Sie haben sich gegenseitig besucht, zum Essen eingeladen und Ausflüge gemacht. Oft sahen wir sie nach dem Gottesdienst noch lange zusammensitzen und debattieren. Die Deutschen waren längst nach Hause gegangen. Am meisten profitierten wir von der Beziehungsstärke. Dadurch haben sie Leute angezogen und eingebunden, die sonst nie gekommen wären. Wir sind davon überzeugt, dass wir diesen „Schatz“ für die Zukunft der christlichen Gemeinde in Deutschland ganz dringend brauchen. excel trifft Powerpoint der anfang war schwer für sie. Vieles war neu und unbekannt. alle waren mit sich selbst beschäftigt, und die beiden waren viel allein. die kalte und trübe jahreszeit tat ihr übriges. Outdoor-Bibelkreis im Kurpark Beziehungsstarke Chilenen: Cristian und Vasti Beltrán Mission geht durch den Magen

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