MISSION weltweit – Ausgaben 2023

9 missiOn weltweit 1–2/2023 spanien darum gehts das Land der Berufung ist das Land der Misere und des elends Die Namen, die Josef seinen Kindern gibt, sind sehr bedeutsam: Manasse = Gott hat mich mein Elternhaus und meine Schwierigkeiten vergessen lassen (1. Mose 41,51). Ephraim = Der Herr hat mich erfolgreich (fruchtbar, sinnvolles Dasein mit Gelingen des Auftrags) gemacht im Lande meines Elends (1. Mose 41,52). Also in Ägypten, dem Land, das er als Sklave erreichte und in dem ihn Gott transformierte. Bei david bedeutete seine Berufung als König, 15 Jahre Misere, Angst, Verfolgung und Kampf durchzustehen. Ähnlich wie Josef lebte er in zwei Realitäten: Erfüllung trotz Stress, Erfolg trotz Depression/Enttäuschung und Freude trotz Misere. Bei uns war die Versuchung, das Handtuch zu werfen bei Streit und Gemeindespaltung – versus den Freudentränen bei den Taufen. Oder endlose Probleme der einheimischen Kirchenpolitik einerseits – und gesegnete Teencamps andererseits. wozu bin ich berufen? Zu Leid oder erfolg? Zu kreuz oder Gloria? „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“, heißt es in Psalm 126,5. Erfolg wächst aus dem Leiden, Frucht gibt es durch Tränen. Ich bin davon überzeugt, dass es kein „Workaround“ (keine Umgehung oder Abhilfe) gibt, sondern dass dieses geistliche Prinzip wirkt, sobald ich dem Ruf folge und das Evangelium verkündige. Unter den Berufungsmodellen in der Bibel greife ich drei heraus: Von Gott überrascht: Josef und Paulus hatten keine Wahl. Sie wurden von Gott überrascht. Im Nachhinein erkannten sie, wie er führte und beauftragte. Paulus wurde sogar zum Leiden berufen (Apostelgeschichte 9,16). Er macht diese Erfahrung zur allgemein gültigen Zielbestimmung jedes Christen (1. Thessalonicher 3,3). Angesprochen oder gefragt: Von Jesus wurde jeder persönlich angesprochen und zur Nachfolge eingeladen. Elf der zwölf Berufenen starben den Märtyrertod, viele andere kehrten Jesus den Rücken. Bei der Pfingstpredigt von Petrus wurden 3000 Menschen in die Nachfolge gerufen, sogar in ihrem eigenen Dialekt. Timotheus wurde von Paulus persönlich gebeten, sein Begleiter zu werden. Beauftragt und abgeordnet: Jona wurde konkret beauftragt. Am Ende seiner Odyssee verzeichnete er einen riesigen (nicht gewollten) Erfolg – und bekam eine völlig neue Sichtweise von Gott. Auch andere Propheten wurden sehr klar angesprochen. Doch egal wie: Alle Christen sind berufen, jede/r an seiner Wohn- oder Arbeitsstelle, denn „Worin auch immer eure Arbeit besteht – tut sie mit ganzer Hingabe, denn letztlich dient ihr nicht Menschen, sondern dem Herrn.“ (Kolosser 3,23) Jede/r wird in seiner Berufung geführt. Auch dann, wennVeränderungen dran sind und Umstände zu einem Wechsel zwingen oder Krieg und Krankheit die Arbeit scheinbar sinnlos oder unmöglich machen. Doch der Same, der ausgestreut wurde, geht auf – auch wenn der „Erfolg“ für Missionare oft schwer zu messen ist. „ich bin ‚todsicher‘ berufen. Platz da, jetzt komme ich!“ Immer wieder lernten wir Mitchristen kennen, die ein sehr ausgeprägtes Sendungsbewusstsein hatten und dachten, sie verändern die Welt oder sind der Grundstein für eine neue Mega-Gemeinde. Es fehlte aber oft die Bestätigung von anderen Christen oder einer Gemeinde, die hinter ihnen stand. Das Prinzip der betenden Gemeinde sehen wir besonders in der Apostelgeschichte oder in Kolosser 4,3: „Tretet auch für uns ein, wenn ihr betet! Bittet Gott, uns eine Tür für seine Botschaft zu öffnen. Dann können wir das Geheimnis weitergeben, das Christus uns enthüllt hat.“ Es kommt nicht so sehr auf das Wo an, sondern darauf, dort zu dienen, wo ich bin. Es ist immer der Heilige Geist, der uns sendet und der auch durch Mitchristen zu uns redet. Er leitet uns in Schwierigkeiten, die nur mit seiner Hilfe überwunden werden können. In ein glückliches Elend ... Theo Hertler ● theo und Carolin Hertler arbeiteten von 1996 bis august 2021 als Gemeindegründer in marbella/ südspanien. sie begleiteten die Gemeinde in die selbstständigkeit und engagierten sich überregional bei missionseinsätzen. nun haben sie eine neue aufgabe im Gemeindebau in torremolinos/ andalusien übernommen. ihre vier Kinder sind zur aus- oder weiterbildung in Deutschland. theo war vor seiner theologischen ausbildung in Bad liebenzell als maschinenschlosser tätig. carolin ist Krankenschwester, besuchte eine Bibelschule und arbeitete ehrenamtlich im Gemeindeaufbau im osten Deutschlands. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/hertler-theo-carolin Berufung und Wagnis. Beim Klettersteig während der Osterfreizeit kam jeder an, der das Wagnis einging. Danach war das Leben ein anderes: „Ich habe es gewagt. Und nicht bereut!“

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