MISSION weltweit – Ausgaben 2024

ZUM THEMA JAPAN 10 FOTOS: LOTHAR SOMMER Gemeint ist nicht die Waage in unserem Badezimmer, sondern die Gepäckwaage am Flughafenschalter. Bei jeder Aus- oder Heimreise in den vergangenen 15 Jahren waren wir gespannt (oder vielmehr angespannt), ob sich das Gewicht der Koffer im zulässigen Rahmen bewegt. Oder müssen wir unter den Blicken der anderen Reisenden noch hektisch umpacken? Nicht selten zeigte die Waage eine wahre Punktlandung an, was bei uns zu einer spürbaren Erholung der Vitalwerte führte. Größtenteils verdankten wir das unserer alten, manuellen Kofferwaage, die uns über all die Jahre nie im Stich ließ und bis heute präzise das richtige Gewicht anzeigt. Darauf konnten wir uns als Familie auch im Sommer 2023 verlassen, als wir in Japan zum vorerst letzten Mal die Koffer packten und nach Deutschland zurückkehrten. Diese Entscheidung zu treffen, fiel uns alles andere als leicht. Genauso wenig der Abschied von dem Land, das uns zur Heimat geworden war, und von den Menschen, die uns sehr ans Herz gewachsen sind. In das gefühlsmäßige Durcheinander aus Freude über das, was war und Trauer über das, was nicht mehr sein wird, mischen sich immer wieder Fragen und Zweifel. Etwa die Überlegung, welches „Gewicht“ unser Einsatz in Japan wirklich hatte und was davon bleiben wird. Die Antwort darauf dürfen wir glücklicherweise Gott überlassen. Wahrnehmen, welche Gelegenheiten Jesus schenkt Es war sehr ermutigend für uns zu erleben, dass unser Abschied von Japan nicht bedeuten muss, dass unsere Arbeit mit Japanern zu Ende ist. Konkret haben wir das nach unserer Rückkehr in Deutschland im Restaurant eines bekannten Möbelhauses erfahren. Wir wurden auf einen jungen Mann mit japanischem Aussehen aufmerksam, der allein an einem Tisch saß. Nachdem wir ihn angesprochen hatten, stellte sich heraus, dass er wirklich von dort kam und nur für kurze Zeit in Deutschland war. Seine Arbeitsstelle in Japan liegt ganz in der Nähe unserer alten Wohnung. Für ihn war es eine große Freude, sich mit uns in seiner Landessprache über seine Heimat zu unterhalten. Mittlerweile ist er wieder in Japan, aber wir stehen im Kontakt mit ihm und sind gespannt, was Gott in seinem Leben noch tun wird. Für uns war diese Begegnung ein Trostpflaster im richtigen Moment und ein Zeichen dafür, dass Gott auch in unseren Abschieden handelt, uns nicht hängen lässt und seine Leute überall gebrauchen kann. Lothar Sommer Lothar und Tabea Sommer lebten von 2008 bis 2023 in Japan. Sie waren in der Jugend- und Gemeindearbeit in Yokohama-Hongodai und Kamoi im Einsatz und leiteten zuletzt auch das Programm „impact-move“ in Japan. Nun sind sie aus familiären Gründen zurück in Deutschland, und Lothar ist Gemeindepastor im Bezirk Albstadt-Ebingen des Süddeutschen Gemeinschaftsverbands. Im Abschied Gottes Maßarbeit erleben Der Blick auf die Waage sorgte bei uns regelmäßig für Schweißausbrüche und einen Puls im dreistelligen Bereich. Passt es oder ist abspecken angesagt? Links: Tabea verabschiedet sich von einer guten Freundin Unten: Auf der Rückreise nach Deutschland

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