11 MISSION weltweit 1/2024 MITTLERER OSTEN ZUM THEMA „Wenn du wüsstest …“, dachte ich mir. „Jetzt ist Joseph für dich einer der wichtigsten Menschen, aber in ein paar Jahren wirst du wahrscheinlich nicht mehr wissen, wer Joseph ist …“ Ich selbst habe noch Freunde aus der Kinderzeit, aber von den meisten musste ich mich im Laufe der Zeit verabschieden. Abschiede gehören zum Leben. Das musste unsere Tochter bisher nicht im gleichen Maße lernen wie wir Eltern. Nachdem wir jetzt seit sechs Jahren in der arabischen Welt leben, wissen wir, dass sich immer etwas ändert. In unseren ersten vier Ehejahren wohnten wir an vier unterschiedlichen Orten. Und obwohl wir seit vier Jahren „sesshaft“ sind, gehören Veränderungen immer noch zum Alltag. Mal verlassen Freunde unser Einsatzland, mal kommen neue Leute hinzu, mal werden Familien gebeten, das Land zu verlassen. Man weiß nie, was als Nächstes kommt. Vor einigen Wochen sagte jemand: „Gestalte deinen Alltag so, als ob du weitere 20 Jahre am gleichen Ort bleiben würdest. Zur gleichen Zeit lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter.“ Das zu hören, tat mir gut. An manchen Tagen fühlt man sich einsam und weiß vor lauter Veränderungen und Abschiednehmen gar nicht, auf wen man zählen kann. Gerade dann mache ich mir Mut, trotzdem in Beziehungen zu investieren, mein Leben hier vor Ort zu leben und nicht an den nächsten Abschied zu denken. Drei Dinge durfte ich in den vergangenen Jahren lernen: Jede tiefere Beziehung, die ich mit einem Menschen eingegangen bin, war es wert. Egal, ob wir immer noch in regem Kontakt sind oder nur alle paar Monate voneinander hören: Jede einzelne Person hat mich inspiriert und ein Stück Zugehörigkeit und Heimat vermittelt. Die Beziehung war schön für den Moment. „Erwarte nichts!“ Viel zu oft erhoffte ich mir zu viel von Beziehungen und Freundschaften und wurde enttäuscht, als ich mich dann von lieben Menschen verabschieden musste. Immer mehr wird mir im Ausland unsere kleine Familie zum Fundament. Ich weiß, dass ich auf sie stets zählen kann. „Erwarte alles von Gott!“ Er vergisst mich nicht, wenn Freunde weiterziehen. Er verspricht, mir immer das zu geben, was ich brauche. Daran möchte ich festhalten. Ich weiß, dass er eine Wohnung für mich im Himmel vorbereitet hat (Johannes 14,2) und ich nur bei ihm die wirkliche Heimat ohne Abschiedsschmerz finde (Hebräer 11,16). Die Autorin lebt und arbeitet mit ihrer Familie in der arabischen Welt Nichts ist so sicher wie Veränderung „Wenn ich größer bin, dann heirate ich meinen Freund, den Joseph“, verkündete unsere vierjährige Tochter vor einiger Zeit. Ich schmunzelte. Kinder leben tatsächlich immer im Hier und Jetzt. SYMBOLBILD: ISTOCKPHOTO/FG TRADE
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