MISSION weltweit – Ausgaben 2024

ZUM THEMA DEUTSCHLAND 4 Sven und Mareike Mitschele leben mit ihren drei Kindern seit Sommer 2021 in Neubrandenburg. Sie gehören zum Team der Oase im Reitbahnviertel, einer sozialmissionarischen Gemeindegründung im Sozialraum Plattenbaugebiet. Zuvor arbeiteten sie vier Jahre an der Amano-Schule in Sambia und davor ein Jahr in PapuaNeuguinea im Rahmen eines Kurzeinsatzes. Mareike ist Fachlehrerin für musischtechnische Fächer, Sven ist Kaufmann und Sozialpädagoge von Beruf. Rundbriefe und mehr: www.liebenzell.org/mitschele Ich liege im Krankenhaus. Rechts und links habe ich Kanülen im Arm. Mein Blut wird durch Schläuche einer Maschine zugeführt, die es wäscht. Die Geräte piepsen ununterbrochen. So muss ich nun sieben Stunden still liegen und diese Prozedur an mehreren Tagen über mich ergehen lassen. Kaum zu glauben, aber in diesem Moment bin ich dankbar. Diese Behandlung erhalte ich in Form eines Heilversuchs an der Universitätsmedizin Rostock. Sie ist kostenintensiv und eigentlich für das Krankheitsbild bisher nicht zugelassen. Viele Leute haben für mich gebetet, und es ist ein Wunder, diese Behandlung zu erhalten. Doch zurück zum Anfang. Von Afrika in eine neue Aufgabe in Deutschland Wir waren sechs Monate zuvor von der AmanoSchule in Sambia nach Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern gezogen, um in der Oase im Reitbahnviertel zu arbeiten. Dann erwischte mich im Februar 2022 meine erste Corona- infektion. Sie hat mich komplett umgehauen und brachte mich stationär ins Krankenhaus. Ich wurde mehrfach ohnmächtig, es zeigten sich Herzschlagpausen. Also intensivmedizinische Überwachung. Die Ärzte überlegten kurzzeitig sogar, mir einen Herzschrittmacher einzusetzen. Bei einer weiteren Untersuchung stellte sich eine Herzmuskelentzündung heraus. Nach zwei Wochen verbesserte sich mein Zustand etwas. Ich wurde entlassen. Da stimmt was nicht! Mareike und die Kinder freuten sich, mich wieder bei sich zu haben. Wir gingen davon aus, dass zu meiner Genesung einfach noch etwas Erholung nötig war. Ich merkte aber bald, dass mit meinem Körper etwas nicht stimmte. Kurz darauf erhielt ich die Diagnose „Long Covid“. Viele neue Symptome kamen hinzu: Ich fühlte mich konstant, wie wenn ich eine schlimme Grippe hätte. Eine schwere Fatigue machte jede Bewegung zur Qual, meine Arme und Beine waren wie Blei. Ich litt unter Kopfschmerzen und Tinnitus. Obwohl ich vorher sportlich gewesen war, musste ich jetzt bei den kleinsten Bewegungen nach Luft schnappen. Die Symptome verschlimmerten sich massiv, wenn ich mich über bestimmte Grenzen hinaus belastete. Mein Alltag spielte sich in unseren vier Wänden ab. Ich musste täglich 23 Stunden liegen. Nur an besonders „guten“ Tagen schaffte ich es, die drei Stockwerke aus unserem Plattenbau auf die Straße zu gehen, um etwas frische Luft zu schnappen. An Arbeiten war nicht zu denken. Meistens konnte ich mich weder mit unseren Kindern beschäftigen noch meine Frau im Haushalt unterstützen. Diese vielen Monate waren eine enorme Belastung für uns als Familie. Uns wurde schnell klar, dass ich auch die Kriterien für ME/ CFS („Chronisches Fatigue-Syndrom“) erfülle – eine neuroimmunologische Erkrankung, an der ein Teil der Long-Covid-Betroffenen leidet. Niemand konnte damals sagen, ob ich wieder gesund werde. Medikamente und Behandlungsmethoden gab es nicht. Das brachte für uns enorme Unsicherheiten mit sich: Würde ich meine Wenn der Körper nicht mehr mitmacht Von jetzt auf nachher funktionierte mein Körper nicht mehr. Eine folgenschwere Coronainfektion stellte mein Leben und das unserer Familie auf den Kopf. „Verkabelt“ für die Blutwäsche FOTO: MAREIKE MITSCHELE FOTO: MAREIKE MITSCHELE

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