ZUM THEMA SAMBIA 6 FOTOS: DEBORA WAGNER Die Lautsprecherboxen werden auf volle Lautstärke aufgedreht. Das ist hier so üblich. Und weil kein Haus in Sambia isoliert ist, kommt der Geräuschpegel beinahe ungefiltert bei uns an. Ich stecke mir Ohropax rein, die immer parat liegen, und schicke ein Stoßgebet zum Himmel: „Bitte, Herr, lass mich wieder gut einschlafen!“ Am nächsten Morgen stehen mein Mann und ich etwas gerädert auf – mal wieder. Das war schon die zweite Nacht in Folge, in der wir durch Kirchenlärm geweckt wurden. Diese sehr charismatische Gemeinde befindet sich genau gegenüber vom Grundstück unseres Projekts. Der Lärmpegel in den vergangenen Nächten war hoch, aber am Wochenende ist es noch schlimmer. Manchmal müssen wir uns samstagnachmittags im Garten anschreien, um uns zu verständigen. Der ständige Krach wird zur Belastungsprobe für uns und die ganze Nachbarschaft. Ein aggressiver Gemeindeleiter Mit dem Pastor der Kirche, der auch unser Nachbar ist, wurden bereits mehrere Gespräche geführt. Er schmettert sie ausnahmslos sehr aggressiv ab und meint: „Haltet euch eben die Ohren zu“ oder „Dann zieht einfach um“. Der Höhepunkt ist kurz vor Weihnachten 2022 erreicht. Wieder einmal Lärm am Abend. Unsere Kinder können schlecht einschlafen. Mein Mann geht demütig hinüber zum Pastor und bittet höflich, den Lärmpegel etwas zu reduzieren. Doch der Gemeindeleiter wird übergriffig und meint, er würde für den Tod meines Mannes beten. Wir sind endgültig fertig mit den Nerven – und mit diesem Pastor. Am selben Abend kommen drei Missionarskollegen extra nach Mushili gefahren, um mit uns für die Situation zu beten. Nach diesem Abend kommunizieren wir knapp zehn Monate nicht mit unserem Nachbarn. Soweit möglich weichen wir ihm aus. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass konstruktive Gespräche nicht möglich sind. Ich weiß nicht, wie viele Gebete* in der Zeit danach für unsere Situation gesprochen wurden: von uns, unseren Missionarskollegen, Mitarbeitern auf dem Missionsberg, unseren Heimatgemeinden, Familien und Freunden. Mushili liegt am Stadtrand von Ndola im Kupfergürtel Sambias. Die meisten der rund 80.000 Einwohner sind arm und leben von der Hand in den Mund. Einheimische Mitarbeiter und unsere Missionare helfen ihnen im Projekt „Mushili – Hilfe zum Leben“. Vor Ort ist es als „Dawn Trust Community Care“ bekannt. Schwerpunkte sind die Arbeit unter Kindern und Jugendlichen und die Ausbildung in alternativem Feldbau. Mehr: www.liebenzell.org/mushili Missionare am Limit Trommeln, Geschrei, ein lautes Keyboard und schräger Gesang. Ich werde unsanft aus dem Schlaf gerissen und schaue auf den Wecker: 2:35 Uhr. Nicht schon wieder. Ich krieg’ noch die Krise! Die Kirchengemeinde in der Nachbarschaft hält wieder einmal ein sogenanntes Overnight ab – einen Gottesdienst, der die ganze Nacht über andauert. * Im Nachhinein sind wir der Überzeugung, dass wir aufgrund dieser ganzen Gebete heute ein gutes Verhältnis zu unserem Nachbarn haben. Bild links: Mit Mitarbeiterinnen des Projekts bin ich bei einer Chilanga Mulilo, einem traditionellen Event vor einer Hochzeit. Wir versuchen, uns wo möglich an die Kultur anzupassen
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