MISSION weltweit 4/2024 SAMBIA 7 ZUM THEMA Wir halten das nicht mehr aus! Als wir im Sommer 2023 aus dem Urlaub kommen und die Situation unverändert ist, fragen wir uns, wie lange wir das noch aushalten können. Die vergangenen knapp eineinhalb Jahre – seitdem diese Gemeinde in unsere Nachbarschaft gezogen ist – haben ihre Spuren an uns hinterlassen. Wir setzen dem Ganzen eine Frist: Würde sich die Sache nicht entspannen, ziehen wir aus Mushili weg in einen etwas ruhigeren Stadtteil. Anscheinend hat Gott aber andere Pläne: Nach weiteren Gesprächen mit dem Nachbarn und dem Einschalten der Polizei wendet sich das Blatt komplett. Das Verhältnis wird erneuert, Vergebung wird ausgesprochen – und seither hat sich der Lärmpegel so reduziert, dass wir damit leben können. Gott sei Dank! Trotzdem liegen Ohrstöpsel weiterhin griffbereit. In Mushili leben viele Menschen auf engem Raum zusammen. Dadurch ist der Lärmpegel nachts immer wieder hoch. In einer der schlaflosen Nächte „pflanzt“ mir Gott Psalm 31,9 ins Gedächtnis. Seither lässt mich dieser Vers nicht mehr los: „Du hast meine Füße auf weiten Raum gestellt.“ Ein ähnlicher Vers findet sich in Psalm 18: „Er führte mich hinaus ins Weite …“. Ja, oft fühlen wir uns in Mushili sehr eingeengt. Menschen überall um uns herum. Aber damals in dieser Nacht hatte ich das Gefühl, dass Gott zu Benjamin und Debora Wagner leben seit Oktober 2016 in Sambia und haben drei Kinder. Seit Sommer 2017 ist Benjamin Projektverantwortlicher von „Hilfe zum Leben“ in Mushili. Debora hält Kinderstunden, arbeitet in der Frauenstunde und Jungschar mit. Benjamin hat nach der Ausbildung und Tätigkeit als Bankkaufmann Theologie in Bad Liebenzell studiert. Debora ist Rechtsanwaltsfachangestellte. Beide ha- ben ihre Berufung in den Missionsdienst beiAuslandseinsätzen in Afrika erlebt. Rundbriefe und mehr: www.liebenzell.org/wagner In den vergangenen Regenzeiten gab es viel zu wenig Niederschläge. Das hat dazu geführt, dass Sambia aktuell eine heftige Wasser- und Energiekrise erlebt. Der Strom im Land wird größtenteils durch Wasserkraft erzeugt, die jetzt nur eingeschränkt vorhanden ist. Infolgedessen wird momentan der Strom täglich für 14 bis 16 Stunden abgeschaltet. Auch Wasserpumpen können nur begrenzt betrieben werden. Wir sind dankbar, in unserem Projekt eine Solarwasserpumpe zu haben. So können wir auch bei Stromausfall frisches Wasser aus rund 100 Metern Tiefe in unsere Tanks pumpen. Die Bewohner von Mushili wissen das. Deshalb kommen jeden Tag sehr viele Menschen mit ihren 200-Liter-Fässern, um bei uns günstig Wasser zu kaufen. Bild unten: An unserem Zaun ist inzwischen eine Art Treffpunkt entstanden: Schon in aller Frühe strömen die Menschen herbei, um Wasser abzuholen Fahrrad eines Holzkohleverkäufers. Leider werden in Sambia viele Bäume abgeholzt, um Kohle fürs Kochen herzustellen mir sagt: „Auch wenn du hier auf engem Raum lebst mit den Einheimischen, dicht an dicht, und obwohl dieser Lärm dich beeinträchtigt: Ich habe doch deinem Leben Weite und Fülle gegeben. Schau auf mich!“ An diesem Versprechen möchten wir uns festhalten – auch wenn es mal wieder laut wird und wir die Krise bekommen. Debora Wagner
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