ZUM THEMA 8 MITTLERER OSTEN * Namen und Ort wurden geändert Ehekrisen Ein nächtlicher Anruf warf uns aus der Bahn. Geschockt über ein Verbrechen im nächsten Umfeld verließen wir Albalad*, wo wir unter unerreichten Muslimen gearbeitet hatten. Doch jetzt mussten wir Abstand bekommen. Er: Und dann konnte ich nicht zurückkehren. Als ich nach Albalad ging, wusste ich, dass es dort gefährlich war. Aber ich hatte Frieden darüber, als hätte Gott mir ein großes Guthaben „Frieden“ mitgegeben. Jetzt war es einfach verbraucht. Ich konnte nicht aus eigener Kraft weitermachen. Als ich meiner Frau sagte, ich würde nicht zurückkehren, reagierte sie geschockt. Wir diskutierten, ohne uns zu verständigen. Nachts lag ich neben ihr und merkte, dass sie weinte, doch ich konnte nichts dagegen tun. Bei unserem ersten Date hatte ich ihr gesagt: „Du musst wissen, dass ich eine klare Berufung zum Dienst unter unerreichten Muslimen habe. Wenn du dir wünschst, in einigen Jahren in Deutschland zu leben, ist es besser, wir fangen keine Beziehung an.“ Ihre Antwort, ihr ginge es genauso, hatte mich noch mehr zu ihr hingezogen. Aber jetzt hatte ich plötzlich jedes Gefühl für meine Berufung verloren. Sie: Ich war so wütend. Mein Mann hatte unsere grundlegende Übereinkunft gebrochen. Ich fühlte mich verraten. Jahrelang hatte ich Fragen nach Sicherheit und „Normalität“ hintangestellt. Missionarin unter unerreichten Muslimen war mein Traumberuf! Ich wollte nach Albalad zurück. Die Worte meines Mannes lösten Panik in mir aus. In dieser schlaflosen Nacht rang ich mit mir selbst und mit Gott. „Herr, ich bin so zornig. Ich kann auf keinen Fall meine Berufung aufgeben, und wenn ich allein nach Albalad zurückkehren muss!“
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