ZUM THEMA FRANKREICH 16 FOTOS: SIGRUN RAPP In der Stadtverwaltung von Avranches überlegt ein Krisenstab, was getan werden muss, um im Ernstfall richtig zu reagieren, nichts Wesentliches zu vergessen und notwendige Aktionen einzuüben. Auch im Glauben braucht man hilfreiche „Eselsbrücken“, die den Blick auf Gott ausrichten. Was kann eine Stütze für mich und andere sein? Es gab Zeiten, in denen wir körperlich zu schwach fürs Gebet waren. Aber wir wussten, dass andere das für uns tun und dass Jesus selbst uns vor Gottes Thron vertritt. Ich bete gerne den 23. Psalm und setze statt des Personalpronomens „mein“ bewusst meinen Namen ein oder den des Menschen, der mir gerade besonders am Herzen liegt. Man kann mit Jesaja 53 beten: „Fürwahr, Gott trug diese Krankheit, diese Schmerzen für ...“, und setzt den jeweiligen Namen ein. Auch Lieder helfen in schwierigen Situationen. Einmal spielte einer unserer Söhne auf dem Klavier. Die Melodie erinnerte mich an den Text: „Même si je suis fragile, même si c’et difficile, je chanterai gloire à l‘Eternel“ (auch wenn ich zerbrechlich bin, auch wenn es schwer ist, werde ich dem Herrn die Ehre geben). Das half mir, aus dem emotionalen Loch herauszukommen, in dem ich mich damals befand. Ein sinnvoller Schnitt Bei einem Spaziergang erklärte uns ein Fachmann, dass Esskastanienbäume früher alle fünf bis zehn Jahre beschnitten wurden. Man ließ nur einen Hauptast in der Mitte stehen. Wie Kopfweiden schlagen die Kastanien wieder aus und bilden viele neue Äste. Dieses Beispiel für Ausdauer und Resilienz erinnerte mich an Hiob 14,7: „Denn ein Baum hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen ist; er kann wieder ausschlagen, und seine Schösslinge bleiben nicht aus.“ Es lehrte mich, dass Jesus Dinge in unserem Leben geschehen lässt, die zunächst wehtun, aber ihren Sinn haben, auch wenn ich ihn (jetzt) nicht sehe. Das sage ich jetzt Jesus! Vor Jahren wurde Aurélie (Name geändert) in unserer Gemeinde getauft. Sie war durch ihre Schwester zum Glauben gekommen. Aurélie hat es nicht leicht: Sie leidet an einer Blutzuckerkrankheit; ihre Kinder leben weit entfernt und besuchen sie nur selten. Als wir in der Coronazeit zum Online-Gebet einluden, begannen auch die beiden Schwestern, jeden Abend viele Anliegen vor Gott zu bringen. Mittlerweile ist Aurélie auf den Rollstuhl angewiesen. Alles geht nur sehr langsam. Aber sie ist zufrieden. Als ich sie vor zwei Wochen besuchte, meinte sie: „Ich habe viele Schmerzen, aber ich sage das jetzt Jesus.“ Sie erkundigte sich nach dem Ergehen von gemeinsamen Bekannten, und ich berichtete von der Frauenstunde. Aurélie las mit mir Psalm 46,12: „Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.“ Sie holte das Gemüse fürs Mittagessen hervor, schälte Karotten, Zwiebeln und Kartoffeln. Dann meinte sie: „Danke, dass du mich immer wieder an diese Verse erinnerst. Was wäre ich, wenn ich Jesus nicht hätte?!“ Sigrun Rapp Das habe ich mich schon oft gefragt, wenn mich etwas aus der Bahn geworfen hat. Was gibt Halt, wenn vieles ins Wanken gerät? Bin ich krisenfest? Peter und Sigrun Rapp leben seit 1991 in der Normandie. Sie gründeten die Gemeinden in Alençon und Mortagne-au-Perche und arbeiten seit 2012 im Gemeindebau in Avranches. Ihre fünf Söhne sind erwachsen. Peter hat vor dem Studium am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission eine Ausbildung bei der Polizei gemacht, Sigrun war im gehobenen Verwaltungsdienst. Rundbriefe und mehr: www.liebenzell.org/rapp Austriebe einer eingekürzten Kastanie Brunnen auf dem Place Saint Gervais, Avranches
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