MISSION weltweit – Ausgaben 2024

18 LIEBENZELLER MISSION AKTUELL WEITERDENKEN >> SONDERBEITRAG ZUM THEMA VON KATHRIN THIEL Im Wortursprung bedeutet Krise Entscheidung oder Wendung. Ein Lexikon der Psychologie definiert Krise als den entscheidenden Punkt oder Abschnitt im Verlauf einer Entwicklung. Doch was hilft uns, an diesem entscheidenden Punkt eine Wendung in eine positive Richtung zu nehmen? Damit befasst sich die Forschung zur Resilienz. Resilienz, auch Widerstandsfähigkeit genannt, meint die Fähigkeit von Personen, schwierige Lebenssituationen wie Krisen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen. Wenn Sie sich an eine krisenhafte Situation in Ihrem Leben erinnern: Was hat für Sie an diesem entscheidenden Punkt einen Unterschied gemacht? Was hat Sie gestärkt? Sowohl personale als auch soziale Resilienzfaktoren sind wichtig Untersuchungen ergeben lange Listen an Resilienzfaktoren, die beschreiben, wie man gut mit Krisen umgehen kann. Sie lassen sich grob in personale und soziale Schutzfaktoren unterteilen. Personale oder interne Faktoren beschreiben individuelle Kompetenzen, Strategien und Persönlichkeitsmerkmale. Beispielsweise Selbstregulationsfähigkeiten, Selbstwirksamkeit (das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen), Hoffnung und auch positive Routinen und Rituale werden als gesundheitsförderliche Faktoren beschrieben. Doch nicht nur Fähigkeiten und Fertigkeiten der einzelnen Person erweisen sich als Resilienzfaktoren, auch soziale Faktoren sind wesentlich für eine gute Krisenbewältigung. Über viele Studien hinweg zeigt sich die herausragende Bedeutung von sozialen Beziehungen. So wirken sich persönliche Beziehungen nachweislich positiv auf das Immunsystem aus. Insbesondere auch durch die soziale Isolation während der Pandemie wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass wir Menschen Beziehungswesen sind. Wir brauchen unterschiedliche Sozialbeziehungen. Sowohl ein soziales Netzwerk etwa am Arbeitsplatz oder ein Netz sozialer Beziehungen im Privaten wie in der Nachbarschaft oder in der Gemeinde erweist sich als wichtig. Bedeutsam für uns sind aber auch Menschen, die uns näherstehen und mit denen wir enge Beziehungen leben. Weshalb sind soziale Beziehungen wichtig für uns Menschen? Es sind unterschiedliche Aspekte, die soziale Beziehungen so wesentlich und wertvoll machen. Immer wieder stößt die Forschung auf die Bedeutung von sozialer Unterstützung. Soziale Unterstützung meint die wahrgenommene Verfügbarkeit von Hilfe, wenn sie benötigt wird. Im Fokus stehen Beziehungen zu anderen Menschen, die uns, wenn nötig, beistehen und unterstützen. Dabei kann sich die Unterstützung auf verschiedene Dimensionen beziehen. Grob lässt sie sich in die beiden Aspekte der praktischen und der emotionalen Unterstützung unterscheiden. Während sich die praktische Unterstützung auf konkrete Hilfestellung bezieht, die wir als unterstützend empfinden, steht bei der emotionalen Unterstützung im Mittelpunkt, dass wir in der Beziehung Verständnis, Interesse und Mitgefühl für die eigene Person erleben. Soziale Unterstützung ist für unterschiedliche Aspekte unseres Lebens relevant. So berichten etwa Freiwillige, die wenig Unterstützung in ihrem Einsatz erleben, dass sie beabsichtigen, sich aus ihrem Engagement zurückzuziehen. Soziale Unterstützung kann auch durch ein loseres soziales Netzwerk abgedeckt werden. Studien verdeutlichen immer wieder, wie bedeutsam darüber hinaus enge Beziehungen für uns sind. Diese sind von Vertrautheit und Verbundenheit geprägt. In ihnen fühlen wir uns von unserem Gegenüber verstanden, geschätzt und wissen, dass sich die Person um uns und unser Wohlbefinden sorgt. Wir benötigen solche engen Beziehungen, um insbesondere auch in krisenhaften Zeiten gut überleben zu können. Wenn enge Beziehungen zentral für unser menschliches Wohlergehen sind, lohnt es sich zu fragen: Was fördert die Entwicklung von solch engen Beziehungen? Ich möchte die zwei bedeutsamen Aspekte der Aufmerksamkeit und wie wir in diesen Beziehungen mit unseren Emotionen umgehen herausgreifen. Aufmerksam und ehrlich Beziehungen leben – auch in Krisen Unsere Aufmerksamkeit ist eine begrenzte Ressource. Wenden wir uns einer Sache oder Person zu, bedeutet das zwangsläufig, Krisenfest durch starke Beziehungen Krisenhafte Zeiten sind Teil unseres Lebens. Das Leben läuft nicht immer so, wie wir es geplant haben oder es uns wünschen würden. Wie können wir mit Krisen besser umgehen und welchen Beitrag können tragfähige Beziehungen dabei leisten?

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