MISSION weltweit – Ausgaben 2024

24 RATLOS Ratlos vor der (eigenen) Gottesdienst- müdigkeit gung sein, beim Arbeiten im Garten – oder eben in einem Gottesdienst, wo Raum, Lieder und Worte stimmig sind. Hm – „mit den richtigen Menschen am richtigen Ort das Richtige tun“ – das ist doch genau das, was im Gottesdienst passiert. Was passt dir nicht? Schwierige Frage. Ich deute einmal an, in welcher Richtung ich die Antwort suche: Das Wort, das von Gott kommen will, vermittelt sich nur schwer durch Menschen, die auch sich selbst vermitteln wollen. Oder, um es feiner zu sagen, bei denen ich den Eindruck bekomme, dass es bei ihrem Tun und Reden im Gottesdienst auch um sie und nicht nur um die Botschaft geht, der sie „dienen“. λειτουργέω, das griechische Verb, von dem auch Liturgie kommt, bedeutet „dienen“ oder „sich dienstbar machen“. Das heißt: sich für eine Sache öffnen, die mehr ist als man selbst. Kannst du das an einem Beispiel zeigen? Ich mache es am Prediger fest, weil ich selbst auch predige. Ein Verkündiger soll ein „Diener des göttlichen Wortes“ sein, ein „verbi divini minister“, wie ich zu meinen Studenten sage. Das bedeutet: Alles hat hinter dem Dienst am Wort zurückzutreten. Es geht nur darum, dass in diesem Wort Gott zu den Menschen kommt. Es geht nicht um den, der da oben (Kanzel) predigt oder vorne (Bühne) „performed“. Was meinst du mit „performed“? Das ist weder deutsch noch gehört es zur Sprache des Glaubens! Dieser Anglizismus gefällt mir auch nicht. Aber das Wort hat mich gepackt, denn was es ausdrückt, kann den Gottesdienst verderben. Wo in der Lutherbibel „Heuchler“ steht, ist im Griechischen genau genommen von „Schauspielern“ die Rede. „Performen“ meint also: die von Gott gegebene Liebe Seele, ich habe ein Problem, das ich mit dir bedenken will: Ich gehe nicht gerne in den Gottesdienst, obwohl ich eigentlich gerne in den Gottesdienst gehe. Ich weiß, dass ich den Gottesdienst brauche, aber es gibt nur ganz wenige Gottesdienste, die mir etwas zu geben scheinen. Weißt du, woher diese Zerrissenheit kommt? Aus der Rat- und Rastlosigkeit deines Herzens, das zu viel und zu wenig gleichzeitig will. Weißt du denn, was du im Gottesdienst brauchst? Was ist gut für dich? Was stört dich? Das weiß ich eben nicht. Was mir heute guttut, stört mich nächste Woche. Wahrscheinlich sind es falsche Erwartungen. Denn die Gottesdienste, die mich leer zurücklassen, tun anderen vermutlich gut. Sonst würden sie nicht in diese Gottesdienste gehen. Du darfst Erwartungen für dich an den Gottesdienst haben! Darum: Was wäre ideal für dich? Ein Raum und eine Ordnung des Gottesdienstes, die mich in die Gegenwart Gottes bringen. Ist das so schwer? Gilt nicht: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Glaubst du das? Ja, von ganzem Herzen, aber ich fühle es nicht. Fühlen, du? Bist du nicht der, der immer sagt, dass Wille und Verstand wichtiger sind als Gefühl? Stimmt. Ich meine auch nicht das Fühlen, das durch Bilder oder Musik erzeugt werden kann wie in Filmen oder Konzerten. Sondern das Empfinden, das sich einstellt, wenn ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen das Richtige tue. Der Moment, wenn alles passt. Das kann auf einer Hochzeit oder bei einer BeerdiEin Zwiegespräch mit meiner Seele

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