René, du bist vor knapp drei Jahren in Deutschland angekommen. Das war keine einfache Zeit für dich ... Ja, es war in der Coronazeit, und ich war durch die Quarantäne im Erstaufnahmelager sehr einsam. Ich hatte alles verloren und zurückgelassen: meine Familie, meine Verlobte Clothilda und meinen geliebten Missionsdienst. Ich hatte keine Hoffnung, keinen Lebensmut mehr. In der Kirche in Altburg habe ich dann Tobias Schuckert getroffen. Er nahm mich mit zu sich nach Hause und abends in die Liebenzeller Gemeinschaft. Das war sehr ermutigend für mich! Dann hast du einen Job bei den Christlichen Gästehäusern Monbachtal bekommen. Du konntest nach Bad Liebenzell umziehen und hast dich sehr in unserer internationalen Arbeit engagiert. Das war für mich der Wendepunkt! Ich habe Schwestern und Brüder kennengelernt, die interessiert an mir waren. Sie haben zugehört und mit mir gebetet. Die Mission hat eine professionelle Trauma-Aufarbeitung für mich organisiert. Das hat mir sehr geholfen. Die Mitarbeit im „Jesusabend“ war für mich ein Vorrecht. Ich konnte andere Flüchtlinge zu diesem Bibelkreis für Migranten einladen. Wir haben zusammen internationale Gottesdienste und Straßeneinsätze durchgeführt und sehr viel Segen erlebt! Im Februar 2024 bist du nach Bruchsal umgezogen. Was machst du dort? Ich bin Teil des Teams der internationalen Gemeinde der Stadtmission. Gleichzeitig arbeite ich in einem Café, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. RENÉ JITI ist 1989 in Bamenda/Kamerun geboren. Er gründete und leitete die Missionsinitiative „Love Child“, die sich um Kinder von Prostituierten kümmert. Da Frauen aus diesem Gewerbe in Kamerun als Spione eingesetzt werden, kam René auf die Abschussliste des Militärs. Sein Vater wurde so schwer misshandelt, dass er nach kurzer Zeit im Gefängnis starb. René war gezwungen, das Land zu verlassen. Auf wundersame Weise kam er Anfang 2022 nach Deutschland. Im September plane ich, eine Ausbildung zum Altenpfleger zu beginnen. Es ist wunderbar, dass ich auch in Bruchsal Teil einer internationalen Missionsarbeit sein darf. Zusammen mit dem Team evangelisieren wir auf der Straße, führen Jüngerschaftskurse durch und bauen eine Gemeinde auf. Jeden Sonntagnachmittag trifft sich bereits eine bunte Gemeindefamilie aus vielen verschiedenen Nationen. Du hast viele Christen und Gemeinden in Deutschland kennengelernt. Was ist dein Wunsch für sie? Zunächst möchte ich ein dickes Dankeschön sagen für die Missionsarbeit, die von Deutschland ausging. Ich selbst bin eine Frucht davon. Danken möchte ich auch all denen, die mir beim Ankommen in Deutschland geholfen haben. Ich freue mich über die vielen jungen Leute, die bereit sind, mit mir zusammen auf die Straße zu gehen und Menschen zu Jesus einzuladen. Ich wünsche mir, dass sich die Älteren, Verantwortlichen und Gemeindeleiter genauso einbringen. Da ist etwas verloren gegangen. Ich bete, dass das Feuer des Evangeliums neu entfacht wird! Vielen Dank für deine Einblicke! Für mich bist du ein „Geschenk des Himmels“, und ich wünsche dir von Herzen Gottes reichen Segen für die Zukunft. Wofür können wir beten, wenn wir an dich denken? Dass durch „Love Child“ in Kamerun noch vielen Kindern von Prostituierten geholfen werden kann. Betet auch, dass bald eine Möglichkeit gefunden wird, dass Clothilda nach Deutschland kommen kann. Die Fragen stellte Martin Kocher vom Team der interkulturellen Arbeit der Liebenzeller Mission Ein Geflüchteter wird Missionar
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