ZUM THEMA FRANKREICH 4 Ich glaube, ich muss mein Singlesein loslassen. Ein Grund zur Freude? Ja … Und doch ist es nicht so einfach, wie ich dachte. Vorhin hat Flavien mir gesagt, dass er sich über vieles so freut. „Vor allem freue ich mich, dich zu haben. Ich wusste, dass es einen Grund dafür gibt, dass ich in Alençon und dann in dieser Gemeinde gelandet bin. Dann habe ich dich kennengelernt. […] Und jetzt gibt es kein Vielleicht mehr, sondern Gewissheit …“ Dann hat er mich gefragt, ob ich mich auch freue. Ich sagte „ja“ – aber irgendwie fehlte es mir an Überzeugung … Ich kam nicht sofort auf das, was mir schwerfällt: Bin ich müde, ist es die Arbeit, Zweifel? Und jetzt wurde mir bewusst: Mir fällt es schwer, mein Singlesein aufzugeben. Viele Jahre habe ich gelernt, es als ein gutes Geschenk von Gott zu sehen. Mal ist es mir leicht-, mal schwergefallen. Und jetzt ist er dabei, es mir zu nehmen. Also ja, da ist ein Stück Trauer in mir: Diese ganze Gewissheit, dass ich allein bleiben könnte und die ich in mir als Schutz aufgebaut habe, muss abgerissen werden. Die Freundschaft, die ich mit Debo habe und die so wertvoll ist, wird in ihrer Natur nicht mehr so exklusiv sein. Wie froh bin ich, sie an der ITA kennengelernt zu haben und während des Studiums Single gewesen zu sein! Ich werde durch meine Lebenssituation nicht mehr zeigen können, dass das Evangelium ausreichend ist für ein erfülltes Leben. Meine Abhängigkeit von Jesus, seiner Liebe, seiner Gegenwart und das Wissen, dass er meine Bedürfnisse stillt, wird für mich nicht mehr so sehr spürbar und sichtbar sein. Meine Zeit, meine Energie, meine Aufmerksamkeit und der Fokus wird zwischen meinem Dienst für den Herrn und Flavien geteilt sein. Ich konnte durch mein Leben andere Singles ermutigen. Ich war die vergangenen Monate dankbar, dass Gott meine Lebenslage genutzt hat. Wäre ich verheiratet gewesen, hätte ich nicht L. als Mitbewohnerin gehabt. Hätte nicht so viel für die Gemeinde und das Evangelium arbeiten können. Jesus, wenn ich das alles schreibe, dann weil ich dir diese Dinge, die ich verliere, bringen will, wenn du sie mir nimmst. Ich danke dir von ganzem Herzen, dass du sie mir geschenkt hast. Ich weiß, die letzten zehn Jahre war ich nicht immer dankbar für diese Gaben, und ich bitte dich um Vergebung. Danke für deine Gnade in allen Umständen. Jetzt will ich umblättern. Ich will dir vertrauen, dass auch dieses neue Geschenk, das du mir gibst, gut ist. Das weiß ich doch! Habe ich dich nicht oft gebeten, mir einen Mann zu schenken, der dich liebt? Und jetzt gewährst du ihn mir, und ich weine über das, was ich verliere. … Wie kann mein Herz nur so verdreht sein. … Ich will dir lieber danken, mein Gott, und deine Weisheit bewundern, wie du die Dinge lenkst. Lehre mich jetzt, die guten Facetten dieses neuen Geschenks Und dann kam’s plötzlich anders Kein Abschied gleicht dem anderen und selten sind sie einfach. Doch wer hätte gedacht, dass auch eine beginnende Beziehung mit Abschiedsschmerz verbunden sein könnte? Ich lasse euch durch einen meiner seltenen Tagebucheinträge an dieser Erfahrung teilhaben. Er ist vom 10. Oktober 2022. Flavien und ich hatten uns gerade für eine ernsthafte Beziehung entschieden. Lichterfest im Regen mit Flavien und meiner Mitbewohnerin L. Abschied von Freundin Debo am Bahnhof FOTOS: DEBORA FIANGOA
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