ZUM THEMA DEUTSCHLAND 8 Mit dieser Antwort waren wir zufrieden, denn wir wollten nicht ans Ende der Welt ziehen. Und wie das Leben so ist, wenn man in einer christlichen Gemeinde aktiv dabei ist: Man geht zum Jugendkreis, in eine Kleingruppe und zu anderen Veranstaltungen – und ist zusätzlich damit beschäftigt, diese vorzubereiten. Irgendwann wurde uns bewusst, dass die Wochen so voll mit Gemeindeterminen sind, dass wir das Feierabendbier mit den Kollegen absagen mussten oder für das Dorffest keine Zeit hatten. Daher entschieden wir: Es muss sich etwas ändern! Wir wollen unseren Fokus mehr auf unsere Nachbarn und Arbeitskollegen richten. Ein Anruf – und alles wird anders Eines Tages rief Jana Kontermann an und wollte sich mit uns auf einen Kaffee treffen. Nichts ahnend sagten wir zu – und mussten anschließend die Frage beantworten: Ist es unsere Mission, nach Berlin zu ziehen und ehrenamtlich in einer neuen Gemeindegründung mitzuarbeiten? Zu dieser Zeit hatten wir gerade beschlossen, ein Haus umzubauen. So war die erste Reaktion ein deutliches Nein. Doch nach wochenlangem Beten, Gesprächen mit Freunden und einem Trip in die Hauptstadt sagten wir zu Gott: „Wir gehen nach Berlin, wenn du uns einen Job und eine Wohnung finden lässt.“ Die Wohnung hat wesentlich mehr Zeit (fünf Monate) und Nerven (48 Anfragen, neun Besichtigungen) gekostet als die Jobsuche. Aber als wir dann eine schöne Wohnung bekommen hatten, stand dem Umzug im Juli 2022 nichts mehr im Weg. Seither haben wir viel über das Großstadtleben, Gemeindegründung und die ostdeutsche Kultur gelernt und kommen so langsam mit der Berliner Direktheit klar. Unsere Vision für den Stadtteil Weißensee ist, dass Orte entstehen, an denen gute Beziehungen gelebt werden, Menschen Gott begegnen und das Leben feiern. Unser Alltag sieht so aus, dass wir täglich zur Arbeit gehen. Abends und am Wochenende treffen wir uns mit Nachbarn oder Kollegen und nehmen an unterschiedlichen Events im Kiez teil, um Menschen kennenzulernen. Mittlerweile vertiefen wir vorhandene Beziehungen. Sonntags treffen wir uns als Team zum Frühstücken und Bibellesen. Hierzu laden wir immer wieder Leute ein. Das „Leben feiern“ läuft recht gut: Wir haben Geburtstage, Thanksgiving, Weihnachten und vieles mehr mit Nachbarn und Freunden verbracht. Wir sind gespannt, welche Erfahrungen wir auf unserer Mission „Gemeindegründung in Berlin“ noch machen werden und wie wir die Frage nach unserer Mission in zehn Jahren beantworten. Yael und Rouven Entenmann Yael und Rouven Entenmann gehören zum Team Berlin und arbeiten ehrenamtlich im Gemeindegründungsprojekt Berlin-Weißensee mit. Die beiden stammen aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Stuttgart und leben seit Sommer 2022 in Berlin. Yael und Rouven lieben es, mit Menschen unterwegs zu sein und bei leckerem Essen gute Gespräche zu führen. FOTOS: YAEL UND ROUVEN ENTENMAN Zum Weiterdenken: Bist du mit Gott im Gespräch, was deine Mission ist? Bist du bereit, deine Pläne von Gott verändern zu lassen? Unsere Mission – deine Mission? Was bedeutet „Mission“? Diese Frage beantworteten wir im Laufe unseres Lebens unterschiedlich. Als Kinder meinten wir: Missionar (im Ausland) sein. Als wir älter wurden, ging es im Teenkreis und in Predigten oft darum, dass wir selbst Missionare sein können, wo wir sind: im Sportverein, in der Nachbarschaft oder bei der Arbeit. Bibelfrühstück in einem öffentlichen Café, von links: Jana, Yael, Rouven, Lena
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