MISSION weltweit – Ausgaben 2024

MISSION weltweit 2/2024 21 LIEBENZELLER MISSION AKTUELL Als meine Frau Erika und ich vor drei Jahrzehnten Mandarin-Chinesisch lernten, besuchten wir wochentags die Sprachschule. Zunächst mussten wir uns die Lautschrift einprägen, gefolgt von Schriftzeichen, die damit versehen waren. Später gab es keine Lautschrift mehr, nur noch zahlreiche Strichmuster, die wir auch schreiben mussten. Nach zwei Jahren hatten wir einen Grundwortschatz von 5000 Schriftzeichen intus. Selbst in Deutschland benötigen wir in unserer Arbeit unter Chinesen die Sprache. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ich stundenlang eine Predigt in Chinesisch niederschreibe und mir einpräge. Bevor ich sie in verschiedenen Gemeinden halte, schicke ich sie nach Taiwan zur Korrektur an Marian Lin, unsere damalige Sprachlehrerin. Ihr „Corona-Projekt“ Während der Pandemie fing Marian an, das Neue Testament auswendig zu lernen. Ein Kapitel nach dem anderen, ein Buch nach dem anderen: Zuerst die Offenbarung, gefolgt vom Hebräerbrief, Epheserbrief, dem Johannes-Evangelium. Dann Judas und die Briefe an die Galater, Römer, an Jakobus und die drei an Johannes. Und schließlich waren das Lukas-Evangelium, der Philipperbrief, der Kolosserbrief, die beiden an die Thessalonicher und der 1. Petrusbrief an der Reihe. Marian hat entdeckt, dass sie dadurch den Schreibstil der Autoren, ihre Ausdrucksweise, die wichtigsten Punkte und die Grammatik unterscheiden und die Korrelation zwischen den Sätzen verstehen kann. „Manchmal sind die Wörter logisch und leicht zu merken, manchmal scheinen sie sich im Kreis zu drehen. Aber immer verstehe ich am Schluss das Buch in seiner Tiefe“, sagt sie. „Und je mehr Kapitel ich kann, desto mehr spüre ich, dass Gottes Wort wirklich kostbar und staunenswert ist, voller Weisheit, Wunder und Trost. Sie und ihr Mann David haben eine Tochter mit einer Behinderung. Marian ist tagtäglich für Jenny da und lernt nebenbei. Auch Jenny war anfangs mit von der Partie und kann die Offenbarung, den Hebräer- und Philipperbrief auswendig. Wir fragten Marian, was ihr das Lernen bringt. Ihre Antwort: „Wenn ich mit alltäglichen, mühsamen Dingen beschäftigt bin, kann ich dadurch meinen Geist beruhigen. Ich kann mich besser auf den Herrn konzentrieren und seine Gebote halten. Und ich spüre seine Gegenwart und werde von Freude überströmt. Ich erlebe, was in Psalm 1 steht: ‚Er (der Fromme) wird sein wie ein Baum, der an Bächen gepflanzt ist, der Frucht trägt zu seiner Zeit, und seine Blätter werden nicht verdorren. Alles, was er tut, wird erfolgreich sein.‘ In Gottes Gegenwart spüre ich seine Führung, mein Herz wird fester und stabiler. Ich erlebe immer wieder wunderbare ‚Zufälle‘ und spüre Friede in den täglichen Dingen.“ Klaus-Dieter Volz Die Mission der Marian Lin Es gibt 27 Bücher im Neuen Testament. 17 davon kann die 57-jährige Marian bereits auswendig, und in zwei Jahren könnte sie die restlichen im Kopf haben. Hätte sie Gottes Wort nicht, wäre sie schon längst verzweifelt. Links: Marian (rechts) beim Glaubenskurs. Sie war schon damals ein „Bücherwurm“ Mitte: 2002: Jenny und Marian Lin mit Erika, Daniel und BenDavid Volz (von rechts). Daniel ist so alt wie Jenny, die beiden waren Spielkameraden Rechts: Marian mit Erika Volz FOTO: PRIVAT FOTOS: KLAUS-DIETER VOLZ 2024: David, Marian und Jenny beim Feuertopf-Essen

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