ZUM THEMA SAMBIA 6 Wenn sich etwas verändert, umfasst das drei Stufen: Der Abschied mit Loslassen und Trauer, weil etwas zu Ende geht. Eine Zwischenzeit mit Unsicherheit, offenen Fragen, aber auch dem intensiven Nachdenken, wie die Zukunft aussehen soll. Und dann der Neuanfang. In der Zwischenzeit oder neutralen Zone werden Entscheidungen getroffen, die Erwartungen auf eine gute und spannende Zukunft wecken – oder zu mehr Unsicherheit führen, weil das Neue mit zu viel Unsicherheit verbunden ist. William Bridges beschreibt diesen Prozess sehr anschaulich2. Mir hat das Beschäftigen mit dem, was in Veränderungsprozessen stattfindet, geholfen, das vergangene Jahr trotz überdurchschnittlich vieler Abschiede und Veränderungen gut in Erinnerung zu haben. Veränderungsprozesse reflektieren Im August 2023 setzte sich die Leitung der Evangelical University mit Abschied und Veränderung auseinander. Auslöser war ein langer Leitungswechselprozess von Januar 2021 bis Juni 2023. Weil es half, diesen Prozess zu reflektieren, griffen wir das Thema auch beim Mitarbeitertag im September auf. Es war interessant zu hören, dass alle inzwischen beim Neuanfang angekommen sind und niemand der alten Zeit nachtrauert. – Ich selbst hänge mit meinen Gedanken und Gefühlen noch viel mehr hinterher und denke oft zurück an das, was gewesen ist. So reagieren wir unterschiedlich auf alles, was mit Abschied zusammenhängt. „Abschied ohne Abschied“ richtig einordnen Während meiner Zeit in Malawi unterrichtete ich an einer kleinen Bibelschule. Am Ende eines Schuljahrs fiel es den meisten Studenten leicht, weiterzuziehen. Es gab kaum offensichtlichen Abschiedsschmerz. Mir dagegen kam es immer so vor, als ob alle schnell weitergehen, oft sogar, ohne sich zu verabschieden. In Sambia ist es jetzt Dem Abschied Gutes abgewinnen Zwei Gedanken streiten in mir, wenn es um das Thema Abschied geht: die Liedzeile „Abschiednehmen ist wie Sterben, jeder lässt ein Stück seines Lebens in der Hand des anderen zurück“1 und der Buchtitel von Hanna Ahrens: „Und manchmal liegt im Abschied ein Geschenk“. Sterben und Geschenk. Beides macht deutlich, was Abschied mit mir macht und wie ich Abschiede erlebe. 1 Aus „Wenn Gott will und wenn wir leben“, Manfred Siebald, 1976. 2 Aus „Managing Transitions – Making the most of change“ (Übergänge bewältigen – den Wandel optimal nutzen), 2017. Margit Schwemmle ist seit 2014 Dozentin an der „Evangelical University“ (EU) in Ndola und begleitet junge Sambier in ihrer theologischen Ausbildung als Mentorin. Im Juni 2016 hat sie zusätzlich die Studienleitung übernommen. Aktuell überbrückt sie die Vakanz in der Leitung der EU. Die frühere Finanzbeamtin hat die Bibelschule Brake absolviert und war danach mit der Liebenzeller Mission in Malawi und in der Pioniermission in Sambia im Einsatz. Rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/ schwemmle FOTO: ELKE WEISSSCHUH
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