ZUM THEMA SAMBIA 8 FOTOS: ANDREA ANDERSON „Jessica, gestern nach dem Abendgottesdienst hast du einen Witz gemacht, der mich und meine Freundin verletzt hat.“ Ich bin baff. Das habe ich nicht erwartet. Muss nachdenken. Was für ein Witz? Sie erklärt. Ach so, ja. Vage erinnere ich mich, dass ich etwas rausgelassen habe. Viel dabei gedacht hatte ich mir nicht. Typisch. Ich entschuldige mich bei ihr und erkläre, dass ich sie damit nicht hatte angreifen wollen. So kam es aber rüber. Bei ihrer Freundin muss ich später auch noch um Verzeihung bitten für meine unbedachten Worte. Zuerst noch ein wenig konsterniert über die (berechtigte) Kritik, geht mir langsam auf, welch ein Wunder hinter dem Gespräch steckt: „Sie“ ist nämlich Sambierin. Und Sambier sind generell nicht gerne direkt. Was sie gewagt hat, ist mutig – und ein Vertrauensbeweis. Glücklicherweise komme ich nicht so unnahbar rüber. Sie fühlte sich wohl genug, mich anzusprechen und mir die Chance zu geben, etwas zu bereinigen, das zwischen uns stand. Später finde ich heraus, dass sie von einer anderen Missionarin zu diesem Schritt ermutigt wurde. Eigentlich ein schönes Zusammenspiel, wenn gut gemeinter Rat unter Geschwistern zur Versöhnung führt. Erst recht, wenn es auch über kulturelle Grenzen hinweg gelingt. Vergebung bringt näher Das Wundersame, das ich nach dem Eingestehen von Schuld an meinem Mitmenschen und der Bitte um Vergebung immer wieder erlebe: Es bringt uns einander näher. Darüber hat auch Dietrich Bonhoeffer geschrieben: „Wird so nicht gerade die Stunde der großen Enttäuschung über den Bruder mir unvergleichlich heilsam sein, weil sie mich gründlich darüber belehrt, dass wir beide doch niemals von eigenen Worten und Taten, sondern allein von dem einen Wort und der einen Tat leben können, die uns in Wahrheit verbindet, nämlich von der Vergebung der Sünden in Jesus Christus? Wo die Frühnebel der Traumbilder fallen, dort bricht der helle Tag christlicher Gemeinschaft an.“ (Gemeinsames Leben, 2014, 31. Aufl., Gütersloher Verlagshaus). Jessica Meier Jessica Meier ist Primarlehrerin und unterrichtet seit 2018 in den Grundschulklassen der Amano-Schule. Sie ist von der Liebenzeller Mission Schweiz ausgesandt. Dankbarkeit für ihre behütete Kindheit im Zürcher Oberland, das Vorbild von Missionaren und der Wunsch, Kindern die Gute Nachricht durch Bildung weiterzugeben, führten zu Jessicas Berufung nach Sambia. In ihrer Freizeit genießt sie lange Spaziergänge, Kaffee trinken mit Freunden, tief gängige Bücher lesen und Musik hören und machen. Rundbriefe und mehr: www.liebenzell.org/ meier-jessica Ein kleines Wunder Wir verlassen gemeinsam die Rezeption der Schule und steuern auf die große Halle zu, wo uns das Mittagessen erwartet. Nach zwei, drei belanglosen Sätzen wird meine Arbeitskollegin plötzlich ganz ernst. Was kommt da jetzt wohl? In dieser Halle nehmen die Schüler und Mitarbeiter der Amano-Schule ihre Mahlzeiten ein. Sie dient zudem als Aula für Veranstaltungen und Sportunterricht Mitarbeiter der Amano-Schule
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