18 LIEBENZELLER MISSION AKTUELL WEITERDENKEN >> SONDERBEITRAG ZUM THEMA VON WERNER KRÖGER Sonder- beitrag von Werner Kröger Alle strecken die Hand nach oben. Nur einer nicht. Die Lehrerin hatte gefragt: „Wer will in den Himmel kommen?“ Besorgt geht sie zu Hans: „Willst du denn nicht in den Himmel kommen?“ Stockend antwortet er: „Doch, schon, – aber nicht mit dem Haufen da!“ Am Ende des Gleichnisses vom „Verlorenen Sohn“ (Lukas 15,11–32) lesen wir, dass der Vater hinausgeht und seinen älteren Sohn bittet, hereinzukommen, mitzufeiern und sich zu freuen, dass sein jüngerer Bruder wieder da ist. Doch der Ältere lehnt ab. Mit dem „verlorenen Sohn“, der sein Erbe durchgebracht hat, will er nichts mehr zu tun haben. Damit trennt sich der zutiefst enttäuschte Erstgeborene auch vom Vater. Denn dieser ist ohne den Bruder nicht zu haben! „Lieber allein als gemeinsam“ liegt im Trend. 16,7 Millionen Single-Haushalte verdeutlichen ihn. Das sind 41 Prozent aller Haushalte in Deutschland. So offenbart eine Statistik aus dem Jahr 2023. Das Bundesgesellschaftsministerium unter Leitung von Bundesfamilienministerin Lisa Paus arbeitet seit Juni 2022 an einer „Strategie gegen Einsamkeit“ und veranstaltet unter dem Motto „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ dieses Jahr in Berlin eine große Konferenz. In Nordrhein-Westfalen fand am 24. November 2023 das „Einsamkeitsforum“ statt. Getitelt wurde mit „Einsamkeit nach der Pandemie“. Bestätigt wurde, dass Corona das Alleinsein sowohl bei älteren als auch jüngeren Menschen befördert hat. „Lieber allein als gemeinsam“ – kein gutes Lebensmotto „Ich habe keinen Menschen“, sagte der Mann am Teich Betesda in Jerusalem (Johannes 5,7). Gelähmt lag er dort, 38 Jahre lang. Bis Jesus kam. In seinem Gedicht „Vereinsamt“ schreibt der Philosoph Friedrich Nietzsche in der 6. Strophe: „Die Krähen schrein und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnein, weh dem, der keine Heimat hat!“ Mit Heimat sind nicht nur Landschaften und Orte gemeint, sondern vor allem vertraute Menschen – ob in der Familie, der Nachbarschaft, im Freundeskreis oder der Gemeinde. Menschen, mit denen man lachen und weinen, diskutieren und streiten kann. Menschen, mit denen man sich befreunden und versöhnen kann. Menschen, mit denen man gemeinsam unterwegs ist. Anstrengend und doch schön. Oder gerade deshalb schön! Ohne Verzicht, Kompromisse und Hingabe kann ein gutes Miteinander nicht gelingen. Tragen und ertragen geben der Gemeinschaft einen unüberbietbaren Wert. Man könnte fragen: Ist es nicht einfacher, seinen Weg allein zu gehen, sich fernzuhalten oder aus Verbindungen auszusteigen? Sich selbst helfen, selbst lieben, selbst ermutigen, selbst korrigieren und sich selbst loben? Das wird auf Dauer eintönig und überfordernd! Allein durchs Leben gehen? – Gott hält dagegen Er ist der dreieinige Gott und in sich selbst auf Gemeinschaft angelegt. Gott ist die Liebe, heißt es in der Bibel. Liebe benötigt ein Gegenüber, um sich mitzuteilen. Liebe ist Liebe, weil sie geben und empfangen kann. Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sind in einer ewigen Liebe verbunden und deshalb eins. Jesus betet zum Vater: „Denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war“ (Johannes 17,24b). Der wahre Gott ist ein kommunikativer Gott! Dieser dreieinige Gott, der in sich Liebe und Gemeinschaft ist und lebt, hat uns Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen (1. Mose 1,26). In der Erschaffung liegt unsere Bestimmung zur Liebe und Gemeinschaft. Nicht nur zu Gott hin, sondern auch untereinander. Folgerichtig sagte Gott wenig später zum ersten Menschen: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Und das gilt bis heute: Es ist nicht gut! Was am Anfang der Bibel gesagt ist, wird später in den Weisheitsbüchern anschaulich ausgeführt: „So ist’s ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre Mühe. Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft. Auch, wenn zwei beieinanderliegen, wärmen sie sich; wie kann ein Einzelner warm werden? Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.“ (Prediger Salomo 4,9–11) Für sich allein bekommt man den Himmel nicht Die Gemeinschaft untereinander ist entscheidend für die Qualität des Zusammenseins. Das gilt für Familien, Gemeinden oder andere Gruppierungen. Doch wie gelingt unser Miteinander in einer Zeit, in der immer weniger Menschen miteinander wollen oder können? Und wie schaffen wir es, gemeinsam das Ziel zu erreichen? FOTO: BETTINA GRAF
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