MISSION weltweit – Ausgaben 2025

LIEBENZELLER MISSION AKTUELL MISSION weltweit 1/2025 WEITERDENKEN >> SONDERBEITRAG ZUM THEMA VON DETLEF KRAUSE 23 besondere Art in ihrem Leben handelt. Der Psalmist betet: „Du bist der Gott, der Wunder tut“ (Psalm 77,15). Gottes wunderbares Eingreifen begegnet uns in der Bibel auf Schritt und Tritt, bei Abraham, Mose, Jesus und den Aposteln. Von den Anfängen der Kirche bis heute berichten Christen von Wundern, die Jesus Christus in ihrem Leben getan hat, genau wie bei Luigi. Warum tut Gott Wunder? Wunder sollen uns helfen, Gott kennenzulernen und ihm zu vertrauen. Wunder sind Wegweiser, aber nicht der Weg. Johannes schreibt: „Jesus tat in der Gegenwart seiner Jünger noch viele andere Wunder, durch die er seine Macht bewies, die aber nicht in diesem Buch aufgezeichnet sind. Was hier berichtet ist, wurde aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben an ihn in seinem Namen das Leben habt.“ (Johannes 20,30–31, NGÜ) Jesus legitimierte sich durch Wunder als der Messias. Er heilte Kranke, machte Blinde sehend, Lahme konnten laufen, er weckte Tote auf. Jesus war sicherlich von der Not der Menschen berührt, aber sein Hauptziel war, darauf hinzuweisen, dass es um Größeres als kurzfristige Heilung geht. In Markus 2,1–12 lesen wir die Geschichte des Gelähmten, der geheilt wurde. Jesus tat dies, um zu zeigen, dass er Sünden vergeben kann. Dieses und viele weitere Wunder sind ein Vorgeschmack auf Gottes neue Welt (vgl. Hebräer 6,5), aber noch nicht der Hauptgang. Was heißt: Dein Wille geschehe? Wie gehen wir mit der Spannung um, dass Gott offensichtlich Wunder nur gelegentlich tut? Welchen Einfluss hat das auf unser Gebet? Krisensituationen bringen zutage, was wir wirklich glauben. Es ist mir öfter begegnet, dass Christen bei einer aussichtslosen ärztlichen Diagnose schnell beim letzten Teil des Gebets landeten, das Jesus angesichts des Kreuzestodes in Gethsemane betete: „Nicht, was ich will, sondern was du willst!“ (Markus 14,36b) Könnte es sein, dass dieses scheinbare Sich-Einfügen in den Willen Gottes ein verzerrtes Gottesbild reflektiert? Dass es eine Art Selbstschutz ist, um mit seinem Glauben nicht zu scheitern? Wie oft haben wir schon für kranke Menschen oder aussichtslose Situationen gebetet und es hat letztlich doch nicht geholfen? Da ist es doch besser, sich theologisch etwas abzusichern, damit man hinterher nicht enttäuscht ist … Wir beten regelmäßig im Vaterunser wie Jesus: „Dein Wille geschehe!“ (Matthäus 6,10) Was soll das heißen? Sind wir Marionetten? Ist man als Christ willenlos? Mitnichten − zur Gottesebenbildlichkeit gehört, dass wir einen Willen haben! Gott gibt uns Entscheidungsfreiheit. Es ist kein Kennzeichen besonderer Geistlichkeit, wenn jemand meint, seinen Willen abgeben zu müssen. Gott freut sich über eigenverantwortlich getroffene Entscheidungen. Mit wem reden wir? Wie ist dann die Bitte in Markus 14 zu verstehen? Lesen wir den ganzen Vers und lassen die einzelnen Worte auf uns wirken. Jesus betet: „Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ (Vers 36) Dieses Gebet ist so etwas wie ein Muster, das uns helfen kann, wenn wir uns wieder einmal in einer aussichtslosen Lage befinden. Wie betet Jesus angesichts des Leidens, das ihm bevorsteht? Er beginnt mit: „Abba, mein Vater“. Die Beziehung und das Verhältnis zu Gott ist die Grundlage meines Redens mit ihm. Mit wem rede ich da? Mit meinem Vater, der es gut mit mir meint. Ich rede nicht mit irgendeinem Vater, sondern mit meinem! Ich muss ihn nicht erst gnädig stimmen oder ihn überzeugen, es gut mit mir zu meinen. Ich brauche mich nicht vor ihm zu fürchten. Er weiß, was ich nötig habe, wie ich ticke, er kennt meine Ängste. Er liebt mich. Ich gehöre meinem Vater. Ich lebe von dem, was ich bin, nicht von dem, was ich tue. Er steht auf meiner Seite (Römer 8,28–35). Das weitere Gebet wird vor diesem Hintergrund gesprochen. FOTO. ISTOCKPHOTO/SINENKIY Sonder- beitrag von Detlef Krause „Wunder geschehen nicht im Widerspruch zur Natur, sondern nur im Widerspruch zu dem, was uns über die Natur bekannt ist.“ AUGUSTINUS Gottes wunderbares Eingreifen begegnet uns in der Bibel auf Schritt und Tritt. schen Wundern und natürlichen Vorgängen, als er schrieb: „Wunder geschehen nicht im Widerspruch zur Natur, sondern nur im Widerspruch zu dem, was uns über die Natur bekannt ist.“ Wunder sind nicht nur auf den christlichen Glauben begrenzt. Menschen mit verschiedenen Weltanschauungen erleben sie, der Buddhist wie der Hindu, der Atheist wie der Christ, der Moslem wie der Animist. Menschen erleben Unerklärliches und versuchen, ihre Erfahrung im Rahmen ihrer Weltanschauung zu erklären. Der religiös orientierte Mensch schreibt das wundersame Ereignis seiner Gottheit zu. Allah, Maria, der Heilige Antonius, der Geist der Ahnen oder Jesus haben besonders eingegriffen. Der Atheist interpretiert diese Erfahrung vielleicht als Placeboeffekt, als Zufall, als im Menschen wohnende Selbstheilungskräfte. Auch Christen erleben Wunder, Gebetserhörungen, Heilung, Zuspruch, Hilfe und vieles mehr. Sie schreiben diese Erfahrungen Gott zu, der auf

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