ZUM THEMA SAMBIA 4 Hans-Peter und Britta Hertler leben seit 2009 in Sambia und sind nach zehn Jahren in der Schulung von ehrenamtlichen Gemeindeleitern jetzt in der Teamleitung tätig. Dazu gehört die enge Zusammenarbeit mit der einheimischen Partnerkirche. Hans-Peter war Bankkaufmann und Layouter und studierte Theologie (B. A.) in Bad Liebenzell. Britta sammelte nach dem Abitur erste Missionserfahrungen in Bolivien und ließ sich dann am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission zur Gemeindepädagogin ausbilden. Ihr Sohn besucht die Amano-Schule, die beiden Töchter werden von Britta zu Hause unterrichtet. Rundbriefe und mehr: www.liebenzell.org/ hertler-hans-peter-britta Aber jeder weiß: Auch in Deutschland schadet es nicht, wenn man Gemeinderäte kennt, um beispielsweise einen schwierigen Bauantrag genehmigt zu bekommen. Allerdings laufen solche Geschichten in Deutschland eher subtil und nicht öffentlich. In Sambia ist das ganz anders. Kein Mensch erwartet, dass jeder gleichbehandelt wird. Wenn der Polizist den Unfallverursacher kennt, dann wird es auf einmal ziemlich spannend für den Geschädigten. Beziehungen sind wichtig und man kann seinen Freund ja nicht einfach schuldig sprechen – auch wenn er ohne Zweifel schuldig ist. Die Erwartungshaltung ist eindeutig: Wenn wir eine gute Beziehung haben, hilfst du mir auch – unabhängig von den Umständen und ob das ein anderer als gerecht einstufen würde. Einfach mal mitspielen Wir Missionare leben in diesem System – es bringt nichts, gegen eine Kultur zu kämpfen. Das kann auch Vorteile haben: Ein Besucher wurde bei der Einreise mit in Sambia verbotenen Medikamenten erwischt. Alles komplett harmlos aus deutscher Sicht. Er hatte nur ein paar Halsschmerztabletten mit dem „falschen“ Wirkstoff dabei. In Sambia kann man dafür aber ins Gefängnis kommen. Wir waren alle etwas nervös, was nun passieren würde. Aber unser Missions-Mechaniker lachte nur: „Da haben wir kein Problem. Da kennen wir den richtigen Mann.“ Tatsächlich, ein Anruf bei einem Bekannten, der bei der Antidrogenbehörde arbeitet, bestätigte, dass es sich um ein ernstes Problem handelte. Er sicherte aber auch zu, dass er sich darum kümmern werde: Das angesetzte Interview wurde abgesagt und die ganze Sache fallen gelassen. Man muss nur die richtigen Leute kennen. Auch im normalen Alltag wird nicht jeder gleichbehandelt. Wenn ich als reicher Weißer auf den Markt gehe, dann muss ich mehr bezahlen als Gleich und gleicher Eine der größten Fallen für deutsche Missionare in Sambia ist ihr Gerechtigkeitsempfinden. Wir sind es gewohnt, dass es kein „Ansehen der Person“ gibt und jeder gleichbehandelt wird – zumindest in der Theorie. Hans-Peter Hertler im Gespräch mit einem alten Bekannten, Pastor Katongo Der Preis richtet sich nach dem Kunden FOTO: HANS-PETER HERTLER FOTO: TANJA ERB
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