MISSION weltweit 2/2025 SAMBIA 5 ZUM THEMA Jeder auf seine Weise Da wünsche ich mir die göttliche Weisheit von Jesus. Er behandelte jeden anders, denn er wusste, was zu tun war. Er ging auf jede Person individuell ein. Sogar eine Blindenheilung war für ihn kein Standardprozess. Einmal spricht Jesus die Heilung zu (Lukas 18,42), dann macht er einen Brei, schmiert ihn auf die Augen und der Patient muss ihn im Teich abwaschen (Johannes 9,6f.) − und beim Nächsten spuckt Jesus auf die Augen und es kommt erst zu einer teilweisen Heilung, bevor die vollständige Sehkraft durch Handauflegung hergestellt wird (Markus 8,23–25). Warum? Ich bin überzeugt, dass Gott heute noch genauso handelt. Er hat keine Lieblinge, sondern er weiß, was jeder von uns braucht. Es liegt dann an uns, nicht über den Zaun zu äugen mit dem Gedanken, dass dort das Gewächs grüner ist. Die Versuchung ist groß und das Vertrauen in den guten Vater fällt oft schwer. Noch immer rege ich mich über manche Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung auf − in Sambia und in Deutschland. Ich will nicht zum Heuchler werden, indem ich das Spiel zu meinem eigenen Vorteil nutze und anderen Schaden zufüge. Ich will den Zusagen Gottes vertrauen, dass er mich liebt und dass seine Pläne und Wege für mich die besten sind. Hans-Peter Hertler ein armer Tagelöhner. Objektiv betrachtet könnte man das als Benachteiligung sehen. Auf der anderen Seite tut mir der leicht höhere Preis nicht weh. Aber dem, der nicht so viel hat, hilft er dabei, seine Familie zu ernähren. Bei der Einstellung von Mitarbeitern gilt: Wenn einer mir als Arbeitgeber jemanden empfiehlt, dann kann ich im Regelfall davon ausgehen, dass die beiden miteinander verwandt sind. Das hat aber den Vorteil, dass ich, wenn es zu Schwierigkeiten kommt, zum „Empfehler“ gehen kann und er das Problem für mich in Ordnung bringt. Er will nicht sein Gesicht verlieren, weil ich mit seiner Empfehlung nicht zufrieden bin. Wenn man weiß, wie das Spiel gespielt wird, kann das also Vorteile bringen – und im nächsten Moment ist es frustrierend, wenn man nichts tun kann, weil ein anderer am längeren Hebel sitzt und die besseren Kontakte hat. Das ist nicht fair! In Familien mit mehreren Kindern kennt man das: „Ihr habt meine Schwester viel lieber als mich.“ – „Sie darf sich immer alles erlauben, ich werde sofort in die Schranken gewiesen.“ Solche und ähnliche Beschwerden über eine empfundene Ungerechtigkeit haben vermutlich fast alle Eltern schon einmal gehört. Wir haben drei Kinder, die sich himmelweit in Charakter, Gaben und Vorlieben unterscheiden. Es ist unmöglich, alle drei gleichzubehandeln. Wenn man jedem das Gleiche geben würde, würde man nicht jedem Kind gerecht. Was für den einen eine sanfte Ermahnung ist, bringt die andere dazu, weinend in ihrem Zimmer zu verschwinden. Gerechtigkeit bedeutet also nicht, alle gleichzubehandeln. Auf diese Weise kann ich es nur falsch machen, auch wenn ich mich noch so bemühe. Wenn man jedem das Gleiche geben würde, würde man nicht jedem gerecht. FOTOS: HANS-PETER HERTLER (2X), FABIAN REINHARDT, TANJA ERB Lea, Noah und Emma (v.l.n.r.) – und für jeden das passende Tier Sich gegenseitig helfen ist schon für die Kleinsten wichtig FOTO: HANS-PETER HERTLER FOTO: FABIAN REINHARDT
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