MISSION weltweit – Ausgaben 2025

ZUM THEMA DEUTSCHLAND 6 Inzwischen habe ich es tatsächlich mehrmals erlebt, dass man mir mit Skepsis und Zurückhaltung begegnet, weil ich im Reitbahnviertel wohne. Ob bei Beratungsterminen bei der Bank, im Autohaus, beim Arzt oder auch in persönlichen Begegnungen. Die Gespräche liefen immer etwas leichter und angenehmer, sobald mein Beruf zur Sprache kam. Dann konnte ich erzählen, dass wir als Mitarbeiter der Oase bewusst und aus Überzeugung im Viertel leben. Weil wir eben nicht von außen kommen und Ratschläge geben, sondern ein Stück weit unser Leben und unseren Alltag mit den Leuten vor Ort teilen wollen. Trübe Aussichten im „Ghetto“ Hier sind wir nun als Oase – unterwegs mit Menschen, die oft abgestempelt werden und denen so manche Chance verwehrt bleibt. Sicherlich sind unter ihnen einige, die selbst für ihre Lebensumstände verantwortlich sind. Viele kennen aber gar kein anderes Leben. Sie wissen es nicht besser, da sie in diesem Milieu aufgewachsen sind. Die Biografien sind hier geprägt von schmalen Geldbeuteln, zerrütteten Familienverhältnissen, instabilen Beziehungen, Verlust- oder Existenzängsten und getrübten Zukunftsaussichten. Hinzu kommt, dass viele Menschen aus dem Reitbahnviertel kaum bis gar nichts von Gott und seinem Sohn Jesus Christus wissen. Oft fühlt es sich daher für uns Mitarbeiter in der Oase so an, als würden wir im Trüben fischen. Ihre Lebensgeschichten und -umstände haben die Anwohner hier merklich geprägt und bestimmen ganz selbstverständlich das Miteinander. Verletzte Menschen verletzen Menschen – das lässt sich leider immer wieder beobachten. Ihre Strategien, den Alltag mit seinen Herausforderungen zu meistern, führen nicht selten zu neuEine regionale Tageszeitung schrieb im Juni 2024: „Das Neubrandenburger Reitbahnviertel gilt für einige als ‚Ghetto‘. Die Mieten sind niedrig, die Ergebnisse der AfD hoch.“* Während die Arbeitslosenquote im städtischen Viertelvergleich mit 23,3 % die höchste ist, ist der Altersdurchschnitt dafür am geringsten (38,8 Jahre). Über die Hälfte der Kinder (54,37 %), die im Reitbahnviertel leben, wachsen in Bedarfsgemeinschaften auf. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung macht etwas über ein Fünftel aus (22,8 %). Quelle: Statistisches Jahrbuch der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg 2024, https://www.neubrandenburg.de/ media/custom/3330_3225_1.PDF?1734609098. Fischen wir im Trüben? Bewohner des Reitbahnviertels zu sein, ist durchaus mit Vorurteilen behaftet und kann einem manches erschweren. Davon hörte ich von verschiedenen Seiten, noch ehe ich selbst dort hinzog. Recht glauben wollte ich es zunächst allerdings nicht. Sich für Menschen Zeit nehmen – so können wir die Liebe von Jesus weitergeben * Nordkurier vom 13.6.2024, https://www.nordkurier.de/regional/neubrandenburg/das-hier-istghetto-wie-bewohner-des-reitbahnviertels-ihr-zuhause-sehen-2589822.

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